Der Tod ist ihr Job
Diskret, gründlich und mit viel Fingerspitzengefühl arbeiten sie täglich mit dem Tod. Ein echtes Tabuthema, weshalb auch kaum jemand weiß, was Bestatter und Tatortreiniger eigentlich machen. Ein Blick hinter die Kulissen.

Einen Bestatter stellt man sich irgendwie anders vor: Markus Mertl wirkt mit seinen 33 Jahren als Geschäftsführer von „pax – die Bestattung“ sehr jung. Und dass er bereits zehn Jahre in diesem Beruf arbeitet, ist erst recht kaum zu glauben. Geplant war seine Karriere als Leichenbestatter zunächst nicht: „Ich hatte nie die Intention, diesen Beruf auszuüben. Ich bin über Umwege dazu gekommen“,
erzählt er. Sein privates Umfeld hat anfangs nur mit wenig Verständnis reagiert. Gegen die Betrachtungsweise, dass schließlich einer diese Arbeit tun müsse, hat er sich immer massiv verwehrt: „Es soll eben nicht irgendjemand irgendwie machen“, erklärt Mertl seinen Zugang. Für ihn sind es Fachwissen, Professionalität und soziale Intelligenz, die den Job ausmachen. Tatsächlich ist die Ausbildung zum Bestatter sehr umfangreich, und ständige Weiterbildung ist Pflicht.
Zwischen Unternehmer und Dienstleister
In Österreich gibt es zirka 580 Bestattungsunternehmen, es herrscht also reger Mitbewerb. Um sich von der Konkurrenz abzuheben, ist Mertl mit seinen rund 30 Mitarbeitern bestrebt, die Hinterbliebenen persönlich und individuell zu betreuen. Gibt es doch jede Menge Entscheidungen zu treffen. Der Bestatter ist für die Beistellung der Särge, Trauerwaren und Urnen zuständig, führt die Abholung und Überführung der Verstorbenen durch und kümmert sich um die Organisation und Durchführung von Trauerfeiern. Darüber hinaus übernimmt er die Besorgung der Grabstätte sowie die mit der Bestattung zusammenhängenden Dienstleistungen. „Wir nehmen den Hinterbliebenen auch die Behördenwege ab, um mehr Zeit für wichtigere Dinge zu schaffen“, so Mertl, der als Chef nach wie vor alle Teilbereiche aktiv ausübt, um den Bezug nicht zu verlieren. Er möchte den Hinterbliebenen bestmöglich helfen und ihnen den Weg erleich-
tern.
Asche zu Asche
Die Bestattungsvarianten sind vielfältig. Neben den klassischen Erd-, Gruft- oder Urnengräbern kann man sich als Asche auch ins Weltall schießen lassen oder veredelt als Diamant zum Erinnerungsstück werden. Auch besteht die Möglichkeit, nach einer Feuerbestattung ins Wasser, unter einen Baum oder in die Luft gestreut die letzte Ruhe zu finden. „Die Kosten für ein Begräbnis sind sehr individuell, 3.000 bis 5.000 Euro können als Richtwert herangezogen werden“, weiß der Pax-Geschäftsführer. In Österreich liegt die Sterblichkeitsrate bei knapp einem Prozent, das sind rund 76.000 Todesfälle im Jahr. 900 davon betreut „pax – die Bestattung“. Reich werden könne man damit nicht, doch darum geht es Mertl auch gar nicht. Wichtig ist ihm, den Menschen die Angst vor dem Thema Tod zu nehmen. „Diesen Weg muss jeder gehen. Die Geburt wird gefeiert, der Tod hingegen nie angesprochen – obwohl es ja Trauerfeier heißt“, sinniert der Bestatter. Unerwartete Schicksalsschläge und der Tod von Kindern treffen ihn besonders hart. An die oft gestellte Frage nach dem Warum wird er sich wohl nie gewöhnen können.
Ein Fall für die Tatortreinigung
Wenn das Bestattungsunternehmen den Verstorbenen abgeholt hat und der Fundort fachgerecht gesäubert werden muss, kommen die Tatortreiniger zum Einsatz. Auch wenn diese Bezeichnung ein wenig nach TV-Krimi klingt, handelt es sich nicht immer um Verbrechen. Unfälle, Suizide, Todesfälle ohne Einwirkung von Gewalt aber auch Messie-Wohnungen erfordern eine spezielle Reinigung. Neben der Brand- und Wasserschadensanierung hat sich zum Beispiel die Astra Services GmbH auf Tatortreinigungen spezialisiert. Auch Rosalia Zelenka kam durch Zufall zu diesem Job. „Wenn man diesen Beruf ausübt, dann sollte man schon gut abschalten können. Für viele Menschen ist eine Leiche ja absolut tabu“, spricht Zelenka die besondere Herausforderung ihrer Arbeit an. Von den vielen Bewerbern kämen manche mit Vorwissen aus der Bestattungsbranche. Das sei natürlich hilfreich, da diese Menschen schon Berührung mit dem Thema hatten. Fünf der insgesamt 20 Mitarbeiter sind für die Sonderaufträge zuständig, und solche stehen österreichweit zwischen 15- und 20-mal pro Monat an.
Rund um die Uhr auf Abruf
Zu den Kunden der Tatortreiniger gehören Gemeinden, Genossenschaften, Bezirkshauptmannschaften, aber auch Privatkunden. „Wir erfahren immer die Umstände. Ich muss ja nachfragen, wie die Menschen zu Tode kamen“, erklärt die Astra-Chefin. Denn es kommt auf die jeweilige Situation an, welche Materialien und wie viele Mitarbeiter für den Einsatz benötigt werden. In besonders schlimmen Fällen wird sofort ausgerückt, ansonsten beginnen die Reinigungsspezialisten am nächsten Morgen, denn bei Tageslicht kann am besten gearbeitet werden. Das Team ist dafür mit Ganzkörper-Schutzanzügen ausgerüstet, die keine Flüssigkeiten und Keime durchlassen. „Ich bin bei den Einsätzen dabei und reinige mit. Die gegenseitige Kontrolle und eine genaue Abschlussbesichtigung sind sehr wichtig“, weiß Zelenka.
Eine Arbeit für echte Profis
Zwischen 300 und 12.000 Euro kostet eine professionelle Tatortreinigung. Dabei kommt es auf den Schweregrad an. Wenn eine Leiche sehr lange unentdeckt liegenbleibt, können die Flüssigkeiten bis in den Estrich sickern und von dort in die Wände gelangen. Dadurch wird der Schaden bedeutend größer, da auch der Boden und die Wände erneuert werden müssen. „Die Geruchsbelästigung für die anderen Hausbewohner ist manchmal sehr schlimm“, berichtet Zelenka. Sie rät deshalb dringend davon ab, selber Hand anzulegen. Ein Testversuch mit normalen Reinigern hat gezeigt, dass der Leichengeruch nicht wegzubekommen ist. Dass sich so ein Beruf auf das Privatleben auswirkt, ist nicht verwunderlich: „In unserer Gesellschaft gehen wir doch teilweise sehr oberflächlich durchs Leben. Ich bin bescheidener, bedachter und toleranter geworden“, resümiert Zelenka.