KI ist kein Chef – aber ein wertvoller Sparringspartner
Wie lässt sich Künstliche Intelligenz sinnvoll in der Führungsarbeit nutzen? Dieser Frage widmet sich der folgende Beitrag und liefert zehn praxisnahe Impulse für Führungskräfte im digitalen Zeitalter.
Führungskräfte führen heute nicht mehr nur Menschen und die ihnen anvertrauten Bereiche. Zwischen Tools, Bots und Chat-Systemen taucht ein neuer Teamplayer auf: die Künstliche Intelligenz (KI). Und während viele Führungskräfte noch überlegen, ob sie dieses Thema lieben oder fürchten, ist eines klar: Die KI ist gekommen, um zu bleiben. Die Frage ist also nicht, ob, sondern wie wir sie klug einsetzen – ohne uns selbst überflüssig zu machen.
Nicht das Denken abgeben!
Denn Führung im Zeitalter der KI bedeutet nicht, das Denken abzugeben. Im Gegenteil: Sie verlangt von Führungskräften mehr Bewusstsein sowie Haltung – und eine klare Entscheidung, wer hier eigentlich führt. Die KI kann zwar Daten analysieren, Ideen sortieren und Kommunikation vereinfachen. Sie kann aber keine Stimmungen und Veränderungen erspüren, Menschen motivieren oder zwischenmenschliches Vertrauen aufbauen. Genau hier liegt der Vorsprung menschlicher Führung.
Dessen ungeachtet gilt: Wer KI meidet, verpasst Chancen. Wer sie blind nutzt, verliert Orientierung. Die Lösung liegt also – wie so oft – in der Balance. Führungskräfte, die KI gezielt einsetzen, gewinnen Zeit, Erkenntnis und kreative Freiheit.
Zehn Impulse für KI-gestützte Führung
Nachfolgend zehn kleine Hacks, die menschliche Führung nicht ersetzen, jedoch spürbar verbessern:
- Nutze ChatGPT & Co als Sparringspartner – doch denke selbst.
Lasse dir von der KI Ideen, Perspektiven oder Argumente liefern, wenn du vor einer Entscheidung stehst. Doch das letzte Wort hat dein Bauchgefühl. Es ist besser kalibriert, als du denkst. - Lasse die KI komplizierte Dinge einfach machen.
Ob Strategiepapier oder Marktanalyse – lasse sie dir von der KI zusammenfassen und in drei Sätzen so erklären, als würdest du sie deinem Team präsentieren. Du trainierst damit Klarheit – und gewinnst Zeit. - Stelle der KI dieselbe Frage dreimal anders.
Nicht, weil du misstrauisch bist, sondern um zu lernen, wie sehr Sprache das Denken und den Output formt. Je präziser deine Fragen sind, desto intelligenter die Antworten. - Schaffe „Human-only-Momente“.
Beim Kaffee, im Feedbackgespräch oder im Kick-off: Kein Algorithmus ersetzt echtes Zuhören. Deine neuronalen Spiegelzellen und die deiner Teammitglieder brauchen soziale Resonanz. - Wähle ein KI-Tool pro Quartal – nicht zehn auf einmal.
Teste bewusst, welches Tool dir und deinem Team wirklich hilft – gerne gemeinsam. Und wenn es nicht funktioniert: weg damit. Experimentieren ist erlaubt, Überforderung nicht. - Lasse dir von der KI deine Mails umformulieren.
Erstaunlich, wie viel freundlicher, klarer oder empathischer sie dann oft klingen (und sind). Vielleicht ist dies das beste Kommunikationstraining der Welt – kostenlos. - Mache dein Team zu KI-Mitgestaltenden, nicht zu Zaungästen.
Lasse jedes Teammitglied einmal ein Tool vorstellen, das den Alltag erleichtert. Lernen mit Neugier und Lachen ist der schnellste Weg, Angst vor Neuem abzubauen. - Gib Routine an die Maschine – und die gewonnene Zeit ans Team.
Wenn die KI Mails sortiert, Daten analysiert und Protokolle schreibt, nutze den Freiraum für das, was wirklich zählt: Gespräche, Feedback, Entwicklung. - Nutze die KI für Feedback – doch lies zwischen den Zeilen.
Die KI kann inzwischen Stimmungen erkennen, Tendenzen auswerten und anonymes Feedback bündeln. Doch was dein Team wirklich bewegt, erkennst du nur im Dialog. - Entwickle deine eigene KI-Ethik.
Was soll die KI in deinem Team dürfen – und wo ist Schluss? Formuliert gemeinsam Regeln, die Haltung zeigen. Führung heißt heute auch: Grenzen setzen können – auch beim Technologieeinsatz.
Zur Autorin

Barbara Liebermeister leitet das Institut für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ), Wiesbaden (www.ifidz.de). Sie ist u.a. Autorin des Buchs „Führen mit Alpha Intelligence: Startklar für die Arbeitswelt der Zukunft“, das im Mai 2025 im Haufe-Verlag erschienen ist.



