Fünf Unternehmen für Gemeinwohl-Beitrag ausgezeichnet
Fünf Unternehmen der Wien Holding – die Vereinigten Bühnen Wien, das Mozarthaus Vienna, die Internationalen Büros der Stadt Wien, Viennabase und UIV Urban Innovation Vienna – sind für ihre erfolgreiche Bilanzierung nach den Werten der Gemeinwohl-Ökonomie ausgezeichnet worden.
Wien setzt auf eine Wirtschaftspolitik, die ökonomische Stärke mit klaren Werten verbindet. Beim dritten Gemeinwohl-Frühstück von UIV Urban Innovation Vienna wurden die fünf Wien Holding-Unternehmen Vereinigte Bühnen Wien (VBW), Mozarthaus Vienna, Internationale Büros der Stadt Wien, Viennabase und UIV Urban Innovation Vienna für ihre erfolgreiche Bilanzierung nach den Kriterien der Gemeinwohl-Ökonomie geehrt. Die Auszeichnung fand am 17. November 2025 im Rahmen einer feierlichen Urkundenverleihung statt.
Die Urkunden wurden von Christian Deutsch, Wiener Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des Gemeinderatsausschusses für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Digitales, sowie von Oliver Stribl, Geschäftsführer der Wien Holding, überreicht. Unter dem Motto „Mit Werten wirken – Strategien zwischen sozialem Auftrag und wirtschaftlicher Resilienz“ stand die Frage im Zentrum, wie Gemeinwohlorientierung konkret in der Unternehmenspraxis verankert werden kann.
Gemeinwohl-Bilanz als zweites Erfolgsmaß
Die Gemeinwohl-Bilanz gilt als freiwillige, werteorientierte Form der Corporate Social Responsibility (CSR). Sie ergänzt klassische Finanzkennzahlen um die Perspektive, welchen Beitrag ein Unternehmen für das Allgemeinwohl leistet – etwa im sozialen, ökologischen oder gesellschaftlichen Bereich. Laut den Initiator*innen liefert sie damit eine strategische Grundlage für nachhaltige Unternehmensentwicklung und macht Verantwortung systematisch sichtbar.
Christian Deutsch würdigte in seiner Rede den sogenannten „Wiener Weg“ einer sozial orientierten Wirtschaftspolitik. Die ausgezeichneten Unternehmen würden zeigen, „was Wien ausmacht: wirtschaftliche Stärke mit Haltung zu verbinden“. Öffentliche Unternehmen bewiesen, dass wirtschaftlicher Erfolg und Gemeinwohl kein Widerspruch seien, sondern sich gegenseitig stärken. Sichtbar werde dies durch Beiträge zu leistbarem Wohnen, Kultur und Bildung sowie zu Klimaschutz und Innovation – Faktoren, die nach seinen Worten auch Vertrauen, Motivation und Zusammenhalt fördern.
Wiener Weg zwischen Auftrag und Resilienz
Wien Holding-Geschäftsführer Oliver Stribl ordnete die Gemeinwohl-Bilanzierung in den Unternehmensauftrag „Mehr Wien zum Leben“ ein. Gemeinwohlorientierung übersetze diesen Anspruch, so Stribl, „in messbare Wirkung“ und ergänze die Finanzbilanz um eine zweite Erfolgsperspektive: den Beitrag zu Mensch, Umwelt und Gesellschaft. Gleichzeitig sende der Prozess ein starkes Signal nach innen, weil er Haltung, Verantwortung und Qualität als Teil der Unternehmenskultur sichtbar mache und den Stolz auf die eigene Arbeit stärke.
Besonders für die Arbeitgeberrolle sieht Stribl Vorteile: Wenn Mitarbeitende erkennen, welchen Impact die eigene Tätigkeit für die Stadt hat, entstehe Identifikation und Bindung. Das erhöhe die Attraktivität eines Unternehmens als Arbeitgeber und unterstütze eine glaubwürdige, zukunftsorientierte Positionierung.
Auch aus Perspektive anderer Kommunalbetriebe wurde das Instrument beleuchtet: Christoph Rapp, Leiter Wasserkraft bei den Stadtwerken München, zeigte in seiner Keynote „Wasserkraft & Gemeinwohl“, wie Gemeinwohlwerte in Unternehmensziele übersetzt werden können. Das Instrument helfe, Verantwortung konkret zu verankern und neue Impulse für ökologisches und soziales Handeln, für Motivation der Mitarbeitenden und für langfristige Kundenbeziehungen zu setzen.
Modell für kommunale Unternehmen
Im Kulturbereich betonte Franz Patay, Geschäftsführer der Vereinigten Bühnen Wien, die Verbindung von künstlerischer, gesellschaftlicher und ökologischer Verantwortung. Theater sei immer auch Ort des Dialogs; der Prozess der Gemeinwohl-Bilanzierung spiegle diesen Geist wider, indem gemeinsam reflektiert, voneinander gelernt und Weiterentwicklung angestoßen werde. Als Kulturbetrieb mit Bildungs- und Vermittlungsauftrag nehme man diese Verantwortung bewusst wahr – insbesondere, wenn es darum gehe, jungen Menschen Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen. Kulturelle Teilhabe stärke aus seiner Sicht Kreativität, Zusammenhalt und Empathie.
Die fünf nun vorliegenden Wirkungsbilanzen sind Ergebnis eines kommunalen Peer-Prozesses, den UIV Urban Innovation Vienna in Kooperation mit der Gemeinwohl-Ökonomie Österreich initiiert hat. Das Format fördert Austausch und gemeinsames Lernen innerhalb der Wien Holding. UIV-Geschäftsführer Claus Hofer beschreibt die Gemeinwohl-Bilanz als Instrument der Organisationsentwicklung, das Orientierung schafft, neue Ideen anstößt und zeigt, wie Unternehmen ihre Verantwortung nach innen und außen leben.
Auch Sabine Lehner von der Gemeinwohl-Ökonomie Österreich wertete die Initiative als wichtigen Schritt. Kommunale Unternehmen trügen Systemverantwortung; Wien zeige, wie öffentliche Strukturen Transformation aktiv vorantreiben können. Der Ansatz könne damit Modellcharakter für andere Städte haben.
Das Projekt wird von OekoBusiness Wien mit fünfzig Prozent kofinanziert und unterstützt gezielt die nachhaltige Transformation von Unternehmen. Nach Abschluss des ersten kommunalen Peer-Prozesses läuft bereits eine zweite Peergruppe; eine dritte startet im Dezember 2025. Die Kompetenzstelle für Social Sustainability & Gemeinwohl-Beratung von UIV Urban Innovation Vienna, Klima- und Innovationsagentur der Stadt Wien, begleitet Organisationen bei der Bilanzierung ihrer Gemeinwohl-Wirkung und bei der Integration von Nachhaltigkeit in Strategie und Unternehmenskultur.



