Nachhaltigkeit

Trigos 2025: Nachhaltigkeit wirkt

02.09.2025

Wenn Nachhaltigkeit nicht als Etikett, sondern als Haltung gedacht wird, entstehen Projekte, die weit über gesetzliche Pflichten und Marketingversprechen hinausreichen. Die Trigos-Nominierungen 2025 zeigen eindrucksvoll, wie Unternehmen Verantwortung übernehmen – für ihre Region, ihre Branche und für die Zukunft.

Die Trigos-Nominierungen 2025 zeigen eindrucksvoll, wie Unternehmen Verantwortung übernehmen – für ihre Region, ihre Branche und für die Zukunft. Vergeben wird die Auszeichnung am 2. Oktober 2025 im Rahmen einer feierlichen Gala in der Markterei in Wien. Drei der nominierten Projekte, aus Handwerk, Gastronomie und Bauwirtschaft, stehen exemplarisch für einen unternehmerischen Zugang, der wirtschaftliche Substanz mit gesellschaftlicher Wirkung verbindet.

Der Trigos wird heuer zum 22. Mal vergeben. Unter den 155 Einreichungen hat eine Fachjury 18 Unternehmen ausgewählt, die in sechs Kategorien – darunter Klimaschutz, Social Innovation und Regionale Wertschaffung – nominert sind. Drei dieser Projekte haben wir uns näher angesehen. Sie stammen aus unterschiedlichen Branchen, doch sie verbindet eine Gemeinsamkeit: Sie beginnen beim eigenen Kerngeschäft und zeigen, wie tiefgreifende Nachhaltigkeit aus der Praxis heraus gedacht werden kann.

Vom Werkstattboden zum Stadtquartier

Menschen auf einem Areal
©Tischlerei Fürst GmbH

In Melk hat die Fürst Möbel GmbH einen bemerkenswerten Schritt gesetzt. Statt den alten Firmenstandort im Stadtzentrum gewinnbringend zu veräußern, hat sich Geschäftsführer Lukas Fürst für einen anderen Weg entschieden: Fürst verwandelte das Areal der ehemaligen Tischlerei in ein offenes Quartier für Arbeit, Bildung, Begegnung und regionale Entwicklung.

Die Entstehung dieses Projekts war alles andere als konventionell. In einem intensiven, partizipativen Prozess mit über 1.000 Beteiligten – darunter Bürger*innen, Fachleute und regionale Partner – wurde das Konzept Schritt für Schritt entwickelt. Heute finden sich auf dem Gelände ein Co-Working-Space, ein Familienzentrum, ein nachhaltiges Hostel, Werkstätten, Ausstellungsflächen und ein Bildungsprogramm für Kinder und Jugendliche. Alte Strukturen wurden nicht abgerissen, sondern neu genutzt. Bestehendes wurde aktiviert, statt verdrängt. Und das mit langfristiger Perspektive: „Wir denken in Generationen“, sagt Lukas Fürst im Interview. Die Tischlerei Melk ist damit mehr als ein Revitalisierungsprojekt – sie ist ein Modell dafür, wie Handwerk, soziale Innovation und regionale Identität zusammenspielen können.

Klimaschutz auf der Speisekarte

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David Dolleschall und Vanessa Roi (C) R&D Gastro OG

In Graz beweist ein Gastronomiebetrieb, dass konsequente Nachhaltigkeit auch im Alltag des Gastgewerbes möglich ist – ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit messbarem Effekt. Das Liebig, gegründet von Vanessa Roi und David Dolleschall, ist biozertifiziert, verwendet ausschließlich Ökostrom, arbeitet mit eigens entwickelten Mehrweglösungen – und vor allem: Es serviert nur Gerichte, die mindestens 50 Prozent weniger CO₂ ausstoßen als der europäische Durchschnitt.

Errechnet werden diese Werte mithilfe der Plattform eaternity.org, die auf einer wissenschaftlich fundierten Datenbank für Lebensmittelemissionen basiert. Die Ergebnisse sind für die Gäste auf der Speisekarte klar ausgewiesen – inklusive Vergleichswerte und Alltagsäquivalente (etwa wie viele Bäume diese Einsparung ausgleichen würden). Das macht Klimaschutz greifbar – und wirkt. Viele Gäste entscheiden sich bewusst für die Gerichte mit den besten CO₂-Werten. Gleichzeitig ist das Team auch außerhalb des Lokals aktiv: in Workshops, Bildungsformaten und Podiumsdiskussionen.
Das Liebig zeigt: Wer Klimaschutz ernst nimmt, kann auch ohne moralischen Druck zum Umdenken einladen – und dabei wirtschaftlich erfolgreich sein.

Kreislaufwirtschaft, die im Boden beginnt

Rohmberg Anlage
©Rhomberg Bau

Das Unternehmen Rhomberg Bau ist in der Kategorie „Social Innovation & Future Challenges“ nominiert – mit einem Projekt, das wie kaum ein anderes für zukunftsfähiges Bauen steht. In Vorarlberg hat das Unternehmen eine Nassaufbereitungsanlage in Betrieb genommen, die selbst stark verschlämmtes Aushubmaterial – mit bis zu 50 Prozent Schlammanteil – wieder nutzbar macht.

Die Anlage, von Rhomberg augenzwinkernd „die größte Waschmaschine Österreichs“ genannt, holt aus jedem Kubikmeter Erde das Maximum an Ressourcen zurück. Das Ergebnis: Hochwertige Sekundärrohstoffe, die rechtlich nicht mehr als Abfall gelten und direkt wieder in den Materialkreislauf zurückgeführt werden. Möglich wird das durch ein vollautomatisiertes System mit digitaler Massenstromüberwachung, energieeffizienter Aufbereitung und nahezu geschlossenem Wasserkreislauf. Über 190.000 Tonnen Material wurden allein im zweiten Betriebsjahr recycelt – Tendenz steigend.

Rhomberg zeigt damit, dass Nachhaltigkeit im Bau nicht bei Dämmwerten und Zertifikaten endet, sondern bei der Rohstoffgewinnung beginnt. Ein technisches Vorzeigeprojekt mit hoher Übertragbarkeit – und einer klaren Haltung zur Kreislaufwirtschaft.

Was diese Projekte verbindet

So unterschiedlich die drei Unternehmen auch sind – sie alle zeigen, was unternehmerische Nachhaltigkeit heute bedeuten kann: Sie beginnt nicht beim CSR-Bericht, sondern in der Frage, welche Wirkung ein Unternehmen über sein Produkt hinaus entfalten will. Sie verlangt Mut, Beharrlichkeit und oft auch den Verzicht auf den schnellen Ertrag zugunsten langfristiger Substanz. Und sie zeigt, dass Verantwortung nicht abgegeben, sondern gestaltet wird – in der Region, im Betrieb, im täglichen Handeln.

Die Trigos-Nominierungen 2025 liefern keine fertigen Rezepte, aber starke Beispiele. Sie machen sichtbar, was möglich ist, wenn Unternehmen ihre Rolle in der Gesellschaft ernst nehmen. Und sie laden dazu ein, genauer hinzusehen: Was ist unser Beitrag? Und was können wir konkret anders machen?

Trigos 2025

Der Trigos ist Österreichs renommierteste Auszeichnung für Unternehmen mit Verantwortung. Seit 2004 würdigt er Projekte, die wirtschaftlichen Erfolg mit gesellschaftlicher und ökologischer Wirkung verbinden. Der Preis wird von einem breiten Trägerkreis aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Medien getragen.

Die Verleihung 2025

Die feierliche Gala findet am 2. Oktober 2025 in der Markterei in Wien statt. Nominiert sind 18 Projekte in sechs Kategorien:

  • Klimaschutz
  • Regionale Wertschaffung
  • Social Innovation & Future Challenges
  • Internationale Verantwortung
  • Mitarbeiter*innen-Initiativen
  • Vorbildhafte Projekte kleiner Unternehmen

Weitere Informationen
Offizielle Website: www.trigos.at

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