Umfrage: 80 Jahre Abenteuer Wirtschaft
Anlässlich des 80-jährigen Bestehens des Wirtschaftsverlags haben wir Österreichs kleine und mittlere Unternehmen befragt. Ihr Stimmungsbild ist vielschichtig – geprägt von Resilienz und technologischem Fortschritt. Viele Krisen entpuppten sich im Nachhinein als Chance – sogar die Pandemie.

Mit Abstand am häufigsten nannten die Befragten die Corona-Pandemie als prägendstes Ereignis der letzten Jahrzehnte. Sechs von zehn Unternehmen fühlten sich dadurch besonders gefordert – und zugleich gestärkt. Viele Antworten deuten darauf hin, dass die Krise zur Digitalisierung gezwungen hat und damit auch neue Strukturen und Denkweisen ermöglichte. Stichwort Homeoffice und Video-Calls. Entsprechend klar auch der Blick auf die einschneidendsten technischen Innovationen: Internet (74 %), E-Mail (64 %) und das Smartphone (55 %) werden als zentrale Technologietreiber genannt.
Weitere prägende Ereignisse: Digitalisierung generell (35 %), die Euro-Einführung (26 %), der EU-Beitritt (25 %) und – mit Blick in die Vergangenheit – auch die Finanzkrise 2008 (23 %). Gesellschaftspolitische oder geopolitische Ereignisse wie die Flüchtlingskrise oder der Ukraine-Krieg spielen in der Wahrnehmung der KMU dagegen eine untergeordnete Rolle.

Die stillen Stärken
Positiv überrascht zeigen sich viele Unternehmer*innen über die Loyalität ihrer Kundschaft, über den Zusammenhalt im Team oder darüber, dass sie „trotz allem noch da sind“. Die Wertschätzung gegenüber Mitarbeitenden und das Durchhaltevermögen scheinen über viele Jahre hinweg tragende Säulen gewesen zu sein – gerade in einem Umfeld, das zunehmend von Bürokratie, Fachkräftemangel und politischen Unsicherheiten geprägt ist.
Auf die Frage, welche Herausforderungen sich im Nachhinein als Chancen entpuppt haben, werden vor allem die Pandemie, Digitalisierung und die Umstellung auf nachhaltigere Produkte genannt. Aber auch klassische Unternehmensentscheidungen wie Betriebserweiterungen, neue Nischenangebote oder die Spezialisierung auf Kundenwünsche zeigen, wie wandlungsfähig KMU sein können.
Zwischen Innovationsfreude und Traditionsbewusstsein
Fast ein Viertel der Befragten sehen ihr Unternehmen als überdurchschnittlich innovativ, acht Prozent gar als Pioniere. Dennoch beschreibt sich die Mehrheit als „solide mit klarer Linie“ – ein Begriff, der sowohl Verlässlichkeit als auch Anpassungsfähigkeit suggeriert. Nur 1,4 Prozent gaben an, Innovation sei nicht ihre Stärke.
Der wirtschaftliche Status quo ist hingegen durchwachsen: Knapp 46 Prozent bewerten ihre Lage als „gut“, rund 13 Prozent als „sehr gut“. Ein Drittel erlebt die Situation als eher schwierig, sieben Prozent sogar als kritisch.
Bürokratie dominiert die Sorgenliste
Auffallend ist der hohe Grad an politischer Unzufriedenheit. Auf die Frage nach den größten Sorgen für die nächsten Jahre nennen fast 70 Prozent die Bürokratie, gefolgt von Fachkräftemangel (53 %) und Teuerung (51 %). Auch steigende Löhne (40 %) und ein drohender Wohlstandsverlust (39 %) bereiten Kopfzerbrechen. Überraschend präsent: 32 Prozent sehen im wachsenden Rechtspopulismus eine Gefahr, gefolgt von Cybercrime, Klimakrise und Handelsbarrieren.
Viele offene Antworten klingen resigniert oder fordernd: Der Ruf nach weniger Regulierung, mehr Hausverstand in der Politik und einer „wirtschaftsfreundlichen Standortpolitik“ zieht sich wie ein roter Faden durch die Kommentare. „Weniger Bürokratie“ – dieser Wunsch wiederholt sich in Dutzenden Varianten.

Digitalisierung bleibt die Hoffnung
Blickt man auf die nächsten zehn Jahre, sehen die Befragten vor allem in Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz (46 %) die größten Chancen. Kooperationen, Übernahmen und Fachkräftesicherung folgen. Auch Green Deal und Automatisierung werden als potenzielle Wachstumstreiber erkannt – wenn die Rahmenbedingungen stimmen.
Die Grundhaltung bleibt dabei trotz aller Hürden erstaunlich positiv: Über ein Drittel der Unternehmer*innen sagt „Wir haben schon viel geschafft – also schaffen wir auch, was kommt“. Knapp 26 Prozent sehen in Veränderungen grundsätzlich Chancen. Nur 20 Prozent geben sich besorgt, der Rest schwankt zwischen pragmatisch und vorsichtig optimistisch.
Die Umfrage zeigt: Österreichs KMU sind leistungsbereit, kreativ und widerstandsfähig. Was ihnen fehlt, sind klare, planbare und verlässliche politische Rahmenbedingungen. Die massiven Klagen über Bürokratie, mangelnde Planungssicherheit und steuerliche Belastungen sprechen eine deutliche Sprache.