Einschätzung

Konjunktur in Österreich schwächelt weiter

Laut Wifo-Schnellschätzung von Ende April wuchs das österreichische Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2025 leicht (+0,2 Prozent). Ermöglicht wurde dies laut der Aussendung durch eine Ausweitung der Exporte und anhaltend hohe öffentliche Konsumausgaben.

Das Verbraucher*innenvertrauen und die Unternehmensstimmung sind weiterhin getrübt. Angesichts des erneuten Abwärtstrends einiger Vorlaufindikatoren und der hohen wirtschaftspolitischen Unsicherheit ist eine neuerliche Abschwächung der Wirtschaftsdynamik laut Wifo nicht unwahrscheinlich.

„Die hohe Unsicherheit belastet das Verbrauchervertrauen und wird damit auch weiterhin die binnenwirtschaftliche Dynamik bremsen“, so der Autor des aktuellen Wifo-Konjunkturberichtes Christian Glocker.

Erholung in wenigen Bereichen

Gemäß der Wifo-Schnellschätzung von Ende April stieg Österreichs Bip im ersten Quartal 2025 um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal (IV. Quartal 2024 -0,4 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahresquartal ergab sich jedoch abermals ein Rückgang um ¾ Prozent (saison- und arbeitstagsbereinigt).

Während die Industrie und das Baugewerbe weiter schwächelten, erholten sich laut der Aussendung einige Dienstleistungsbereiche etwas. Zulegen konnten demnach insbesondere der Verkehr, das Grundstücks- und Wohnungswesen und die Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, während Beherbergung und Gastronomie an Wertschöpfung einbüßten. Nachfrageseitig stagnierten die Konsumausgaben der privaten Haushalte und die Bruttoanlageinvestitionen im ersten Quartal 2025 weitgehend, während der öffentliche Konsum ausgeweitet wurde. Der Außenhandel trug leicht positiv zur Expansion der Gesamtwirtschaft bei. Die Exporte legten trotz der gedämpften Weltkonjunktur deutlich zu und profitierten von Vorzieheffekten aus den USA. Auf der Verteilungsseite stand einem Rückgang der Lohneinkommen ein Anstieg der Kapitaleinkommen gegenüber.

Trüber Blick der Konjunktur und Inflation

Die Vorlaufindikatoren zeichnen laut Wifo weiterhin ein trübes Bild. Die Industriekonjunktur dürfte sich kaum nennenswert verbessern. Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex gab zuletzt sogar wieder etwas nach. Auch im Baugewerbe blieben die Konjunktureinschätzungen pessimistisch; im Bereich der Marktdienstleistungen trübten sie sich zuletzt erneut ein. Das Verbraucher*innenvertrauen sank im April wieder deutlich; der Anstieg des Teilindikators zum Arbeitsplatzverlustrisiko spiegelt die hohe Verunsicherung der Konsument*innen wider.

Die Inflation ist laut der Aussendung in Österreich nach wie vor höher als im Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Der Bip-Deflator stieg im ersten Quartal 2025 um 0,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal und notierte damit um 3,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahresquartals. Alternative Inflationsmaße zeichnen ein ähnliches Bild. Der VPI lag im März um 2,9 Prozent über dem Vorjahresniveau; im April betrug der Anstieg laut Schnellschätzung von Statistik Austria 3,1 Prozent. Die Produzent*innenpreise verteuerten sich im März erstmals wieder spürbar gegenüber dem Vorjahr, nachdem sie lange Zeit nachgegeben hatten. Der Anstieg verringert die Wahrscheinlichkeit einer nachhaltigen Abschwächung der Inflation.

Schwache Konjunktur, schwacher Arbeitsmarkt

Die schwache Konjunktur belastet den Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit stieg laut der Aussendung zuletzt weiter an, während die Zahl der offenen Stellen sank. Der Bestand an unselbständig aktiv Beschäftigten lag im April nach vorläufiger Schätzung um 1.000 über dem Vorjahresniveau, nach +2.700 im März. Ende April waren gut 24.000 Personen mehr arbeitslos gemeldet als vor einem Jahr (+8,4 Prozent), die Zahl der Schulungsteilnehmer*innen legte um 0,6 Prozent zu. Die Arbeitslosenquote (nationale Definition) betrug voraussichtlich 7,3 Prozent (+0,5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr).

Die befragten österreichischen Konsument*innen erwarten nach wie vor einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit in den nächsten zwölf Monaten. Sie dürften sich daher weiter in Konsumzurückhaltung üben © Europäische Kommission, Konsumentenbefragung
Die befragten österreichischen Konsument*innen erwarten nach wie vor einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit
in den nächsten zwölf Monaten. Sie dürften sich daher weiter in Konsumzurückhaltung üben © Europäische Kommission, Konsumentenbefragung

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