Warum Sie öfter „Nein sagen“ sollten
Auch wenn es auf den ersten Blick eigenartig klingen mag, ein Nein kann so viel mehr bedeuten als Ablehnung, Zweifel oder Skepsis. Nein-Sagen ist wichtig und kann in der Praxis erfolgreich eingesetzt werden.

Wertschätzend formuliert und transparent argumentiert wird ein klares Nein gerade in unserer turbulenten Business-Welt zur unverzichtbaren (Selbst-) Leadership-Ressource und effektivem Führungsinstrument.
Nein zu sagen, bedeutet nämlich nicht, egoistisch zu handeln. Im Gegenteil: Ein gut begründetes Nein, ob an ein Teammitglied oder auch an einen Vorgesetzten, ist vielmehr ein Zeichen von Wertschätzung und Klarheit. Wenn ich erklären kann, warum ich Nein sage, zeigt das, dass ich meine Prioritäten durchdacht habe und die Auswirkungen und Folgen meiner Entscheidung für mich und andere am Radar habe und auch beherzige. Damit Nein-Sagen allerdings in der Praxis gelingt, sollten Sie diese Tipps beherzigen:
- Das Nein zum Zeit- und Selbstmanagement nutzen
Auf der Ebene des Self-Leadership ist ein klares Nein absolut notwendig, um mit den eigenen Ressourcen haushalten zu können, denn Zeit die wichtigste Ressource im Management. Schauen Sie mal in Ihren Kalender und fragen Sie sich: Welche Meetings würden problemlos stattfinden, auch wenn ich nicht dabei wäre? Sie werden erstaunt sein, wie viele Ressourcen so wieder frei werden.
- Effektivität und Effizienz hinterfragen
Wenn eine Anfrage bzw. ein Auftrag von außen kommt, fragen Sie nach den Hintergründen. Was soll erreicht werden? Was kann mit dem dafür erforderlichen Aufwand und in der definierten Zeitspanne umgesetzt werden? Und: Bringt die Anfrage das Unternehmen tatsächlich weiter?
- Konsequenzen aufzeigen
Ein Nein sollte niemals rigoros ausfallen – sondern im Gespräch sachlich und wertschätzend begründet werden. Welche tatsächlich wesentlicheren und dringlicheren Aufgaben würden bei einem Ja vernachlässigt werden? Wie würde sich diese Aufgabe auf mögliche Zusatzbelastungen – im Team oder bei der Führungskraft selbst – auswirken?
- Das „Ja“ zum Wesentlichen betonen
Ein Nein zu unwichtigen Aufgaben bedeutet gleichzeitig ein Ja zu jenen Dingen, die wirklich zählen und deshalb besondere Beachtung erhalten sollten. Führungskräfte können hier konkret untermauern, warum der Fokus auf das Wesentliche mehr bringt und welche greifbaren und besseren Ergebnisse daraus zu erwarten sind, als sich von weiteren Aufgaben ablenken zu lassen.
Besonders in Change-Prozessen, wo alte Muster aufgegeben und neue eingeführt werden müssen, ist Nein-Sagen eine Schlüsselkompetenz. Sie hilft dabei, den Fokus zu behalten und den Druck von Teams zu nehmen. Ein Nein von oben kann verhindern, dass überflüssige Aufgaben auf Mitarbeitende übertragen werden. Ein Nein ist daher viel mehr als eine Ablehnung. Es ist eine bewusste Entscheidung für das Wesentliche – für die Ziele der Organisation und die eigene Balance als Führungskraft.
Der Autor

Bodo B. Schlegelmilch ist Dean der WU Executive Academy und emeritierter Professor für Global Marketing Strategie an der WU Wirtschaftsuniversität Wien. Zudem war er Chair der AMBA und der BGA, welche Business Schools in rund 80 Ländern akkreditieren.