Erfinderinnen

Österreich: Europaweit niedrigster Frauenanteil bei Patenten

Innovation
27.11.2023

Nur acht Prozent Frauenanteil beim Patentieren – Kriz-Zwittkovits: „Müssen Mädchen früh an MINT-Berufe heranführen“

Im deutschsprachigen Raum war am 9. November, dem Geburtstag der Österreichischen Hollywood-Schauspielerin und großen Erfinderin Hedy Lamarr, der Tag der Erfinderinnen und Erfinder. Wie eine aktuelle Studie des Europäischen Patentamtes zeigt, beträgt der Frauenanteil in Österreich lediglich 8 Prozent, wenn es ums Patentieren geht. Österreich ist damit europäisches Schlusslicht. Laut "Women’s participation in inventive activity" sind die Ranking-Leader Lettland (30,6 Prozent), Portugal (26,8 Prozent) und Kroatien (25,8 Prozent).

"Egal ob typische Männer-Branchen, in denen viel patentiert wird wie im Maschinenbau, Elektrotechnik oder in Branchen mit höherer Frauenbeteiligung wie Biotech, Pharmazie: Österreich ist bei Frauen-Patenten überall unterdurchschnittlich", sagt Margarete Kriz-Zwittkovits, Vorsitzende von Frau in der Wirtschaft in der Wirtschaftskammer Wien. Generell gibt es in den Hauptstadtregionen höhere Frauenanteile. Kriz-Zwittkovits: "Die Erfinderinnenrate in Wien beträgt 14,8 Prozent." Es folgen: Tirol mit 8,8 Prozent, Steiermark mit 8,2 Prozent, Burgenland mit 8,1 Prozent, Oberösterreich mit 6,3 Prozent, Niederösterreich mit 6,3 Prozent, Kärnten mit 5,4 Prozent, Vorarlberg mit 4,4 Prozent und Salzburg mit 3,6 Prozent.

Als einen Grund für die geringe Frauenquote ortet das Patentamt vor allem eine mangelnde Vernetzung, die im Innovationsprozess höchst wichtig ist. "Deshalb ist uns als Frau in der Wirtschaft die Vernetzung von Frauen auch so wichtig", so Kriz-Zwittkovits. Es gehe darum, einander Mut zu machen und andere Frauen zu bestärken, sagt die Vorsitzende von Frau in der Wirtschaft Wien: "Wenn rund 50 Prozent der Studierenden Mädchen sind, aber nur rund ein Viertel Technik studiert und am Ende nur acht Prozent der Patente von Frauen sind – dann besteht dringender Handlungsbedarf."

Frauenanteil in der Forschung muss steigen

Das Netzwerk setzt sich besonders für Frauen und Mädchen ein, die im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft & Technik) arbeiten bzw. hier ihre Ausbildung machen wollen. Der Anteil von Mädchen in technischen Lehrberufen und damit auch von Frauen in der Technikbranche steigt zwar, liegt aber immer noch deutlich unter jenem der männlichen Kollegen.

"Kinder - besonders Mädchen - sollen in einem Alter an technische Berufe herangeführt werden, bevor sie sich für einen Ausbildungs- und Karriereweg entscheiden", so Kriz-Zwittkovits. Kriz-Zwittkovits: "Wichtig ist dabei, praxis- und anwendungsorientiert vorzugehen, um Interesse an und Begeisterung für Technik und Naturwissenschaften zu entfachen." Parallel dazu müssen Bildungs- und Berufsorientierung frühzeitig einsetzen und in die Lehrpläne aller Schultypen integriert werden. "Es kann sich heutzutage einfach kein Wirtschaftsbereich mehr erlauben, auf weibliche Expertise zu verzichten", so Kriz-Zwittkovits.

Frau in der Wirtschaft (FiW) in der Wirtschaftskammer Wien ist ein Netzwerk für selbstständige Frauen – von der Kleinstunternehmerin bis zur Topmanagerin. FiW vertritt die Interessen von über 51.000 Wiener Unternehmerinnen und unterstützt mit umfassendem Service unternehmerischen Erfolg.

Mehr Infos unter www.frauinderwirtschaft.wien

(ps)