Deloitte Umfrage

Ambivalente Stimmung am Wirtschaftsstandort Österreich

Die Stimmung in den österreichischen Unternehmen ist ambivalent: Während angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein hohes Maß an Pessimismus herrscht, sind viele Führungskräfte dennoch zuversichtlich, die aktuellen Herausforderungen meistern zu können. Eine Deloitte Studie zeigt die Details.

Laut der Deloitte Studie belasten vor allem die derzeitigen Preise im Energie- und Dienstleistungsbereich sowie die stark gestiegenen Personalkosten. Ein Großteil zeigt sich zudem mit dem US-Zolldeal unzufrieden. Um die verhaltenen Zukunftsaussichten zu verbessern, nennen die Unternehmen konkrete wirtschaftspolitische Maßnahmen, die es rasch umzusetzen gilt. Für die Sicherung von Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit braucht es dringend eine neue Aufbruchsstimmung.

Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft

Die anhaltenden geopolitischen Spannungen, der notwendige Sparzwang und ein erneuter Anstieg der Inflation sorgen für weitere Dämpfer in der österreichischen Wirtschaft. Wie der diesjährige Unternehmensbarometer des Beratungsunternehmens Deloitte unter rund 550 Führungskräften verdeutlicht, haben sich die Einschätzungen der generellen wirtschaftlichen Lage deutlich verschlechtert. Trotzdem sind die Unternehmen hinsichtlich ihrer eigenen Fähigkeiten, die aktuellen Herausforderungen zu meistern, nach wie vor zuversichtlich.

Harald Breit © Deloitte/feelimage
Harald Breit © Deloitte/feelimage

„Bei fast allen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sehen die befragten Führungskräfte eine negative Entwicklung in der Vergangenheit und – trotz eines leicht verbesserten Ausblicks – eine entsprechende Herausforderung in den kommenden Monaten. Vor allem die stark gestiegenen Personalkosten und Einkaufspreise gelten dabei als zentrale Problemfelder“, analysiert Harald Breit, CEO von Deloitte Österreich. „Überraschenderweise zeigen sich die Unternehmen trotz der angespannten Lage aber durchaus resilient. 42 Prozent schätzen die Stimmung im eigenen Unternehmen als positiv ein, immerhin 32 Prozent als neutral. In Bezug auf die aktuellen Krisen beweisen sie wirklich ein hohes Maß an Widerstandsfähigkeit.“

USA-Thematik als Unsicherheitsfaktor

Die Unternehmen setzen derzeit jedenfalls alles daran, die Auswirkungen der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bestmöglich abzufedern. Ein Großteil will in den kommenden Monaten das Kostenmanagement (77 Prozent) und die Sicherung der Finanzierung (63 Prozent) sowie die Margenverbesserung (55 Prozent) priorisieren. Aber auch das Finden und Halten geeigneter Mitarbeiter*innen (57 Prozent) bleibt ein wichtiges Thema.

Doch die aktuelle US-Zollpolitik geht nicht spurlos an Österreichs Wirtschaft vorüber: „Eine große Mehrheit von fast zwei Drittel der Führungskräfte ist mit den Vereinbarungen der EU mit den USA unzufrieden. Und fast die Hälfte ist der Meinung, dass die EU zu viele Zugeständnisse gemacht hat“, konkretisiert Harald Breit die Umfrageergebnisse. „Künftig werden die Unsicherheiten rund um die Zölle wohl anhalten, über zwei Drittel gehen sogar von einer weiteren Verschlechterung aus. Viele Unternehmen suchen deshalb nach alternativen Lösungen. Es ist mit einer Verschiebung von Handelsströmen und Lieferketten zu rechnen.“

Turnaround statt Talfahrt?

roter und grüner Pfeil mit Geschäftsmann. © Rudzhan Nagiev iStock Getty Images Plus
© Rudzhan Nagiev iStock Getty Images Plus

Fest steht: Um die Talfahrt zu stoppen und den Turnaround zu schaffen, braucht es dringend positive Signale und Mutmacher seitens der Politik. Die befragten Führungskräfte haben konkrete Maßnahmen identifiziert, die die Bundesregierung dringend umsetzen sollte. Neben der Bekämpfung der Inflation und dem verstärkten Bürokratieabbau stehen mittelfristig auch die Senkung der Einkommenssteuer und der Lohnnebenkosten, eine Erleichterung beim Zuverdienst in der Pension sowie eine Qualifizierungsoffensive für Zukunfts- und Mangelberufe auf der Liste. Ebenso hohe Priorität haben die Reform des Gesundheitssystems und eine Modernisierung des Bildungswesens.

„Die Unternehmen wissen, was sie seitens der Politik brauchen. Die Bundesregierung geht diese Themen zwar schrittweise an – wichtig wären aber ernsthafte strukturelle Veränderungen und tiefgreifenden Lösungen. Denn angesichts der aktuellen Situation sind Maßnahmen, die nur an der Oberfläche kratzen, nicht zielführend“, so Harald Breit.

Forderungen für die Zukunft

Der Ausblick für die Zukunft fällt insgesamt pessimistisch aus. Neben dem Zollstreit erwarten viele Führungskräfte negative Entwicklungen in den Bereichen Inflation (69 Prozent), Cyber-Kriminalität (61 Prozent) sowie Verfügbarkeit und Preisentwicklung bei Energie (58 Prozent). Ein Großteil rechnet zudem auch gesamtwirtschaftlich mit einer negativen Entwicklung.

„Die Unternehmen fordern dringend Leadership und positive Signale seitens der Politik, die Mut für einen zukünftigen Aufschwung machen. Eine engagierte Wirtschaftspolitik ist jetzt so gefragt wie nie zuvor. Wir haben eine Bundesregierung, die Wert auf Sachlichkeit, Kooperation und Vernunft legt. Das bietet in den nächsten zwei Jahren eine große Chance: Denn wir müssen dringend notwendige Maßnahmen und Reformen für den Standort Österreich umsetzen. Die heimischen Unternehmen haben dazu eine klare Vorstellung und sind bereit mitzuwirken“, appelliert Harald Breit abschließend.

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