Arbeitszeitmodelle

Vier-Tage-Woche: Der Schlüssel zur Produktivität?

Arbeitszeitmodelle
07.07.2023

Best Practice-Beispiel: Wie Arbeitgeber profitieren und welche Auswirkungen eine kurze Arbeitswoche auf die Produktivität hat.
Kalender mit 4 Arbeitstagen

Erfolgsgeschichten sind oft der beste Weg, um Neues zu lernen und Veränderungen anzustoßen. Christian Ebner, Geschäftsführer von Elektro Kagerer, hat mit seinem Betrieb einen Change-Prozess vollzogen. Mit 25 Jahren Erfahrung und dem Wunsch, das Arbeitsleben für seine MitarbeiterInnen zu verbessern, wurde sein Unternehmen in Pasching, Oberösterreich, zum Pionier einer aktuell viel diskutierten Idee: der Vier-Tage-Woche. In einem Interview mit ksœ-Direktor Markus Schlagnitweit und Henning Klingen im Rahmen des Podcasts 361° Sozialkompass, teilte Ebner seine Gedanken und Erfahrungen zur Implementierung einer verkürzten Arbeitswoche.

Ebner berichtete, dass die Idee aus dem Wunsch einiger MitarbeiterInnen entstand, eine "echte" Vier-Tage-Woche einzuführen. Anstatt die Arbeitsstunden auf fünf Tage zu verteilen, wie es vorher üblich war, sollte nun eine Arbeitszeitverkürzung eingeführt werden. Als Unternehmer war Ebner von der Vorstellung angetan, als einer der ersten in seiner Branche diesen Schritt zu machen. Seine Hoffnung lag darin, durch dieses attraktive Angebot leichter neue MitarbeiterInnen zu gewinnen.

 Christian Ebner
Christian Ebner: "Ich bin nie davon ausgegangen, dass die Produktivität gleichbleibt, sondern dass sie steigt und wir diesen „Vorschuss“ von unseren MitarbeiterInnen zurückbekommen." 

Hürden

Die Verkürzung der Arbeitszeit auf 36 Stunden pro Woche - verteilt auf vier Tage à neun Stunden - ging jedoch nicht ohne Hürden über die Bühne. Ebner: "Unsere MitarbeiterInnen arbeiten jetzt nicht mehr 38,5 Wochenstunden, so wie es der Kollektivvertrag vorsieht, sondern 36 Wochenstunden, also vier Tage à neun Stunden. Die Entscheidung kommt u.a. auch daher, dass es mit der aktuellen Gesetzeslage nicht möglich ist, die 38,5 Stunden auf vier Tage zu verteilen, weil man sonst sehr schnell ein Problem mit dem ArbeitnehmerInnenschutzgesetz bzw. mit dem Jugendschutzgesetz bekommt. Das war ein Grund für die Verkürzung der Arbeitszeit". Deshalb entschied Ebner, die MitarbeiterInnen weiterhin für 38,5 Stunden zu entlohnen.

Trotz anfänglicher Bedenken, ob das Unternehmen die Kosten dieser Entscheidung tragen könnte, fand Ebner heraus, dass die erhöhte Produktivität der MitarbeiterInnen die Investition wert war. Er berichtete, dass das Betriebsklima und die Zufriedenheit der MitarbeiterInnen durch die Vier-Tage-Woche stark gestiegen seien. Dies habe dazu geführt, dass der Verlust an Arbeitszeit ohne weiteres ausgeglichen werden konnte.

Mehr zum Thema

Das Interview wurde im Rahmen des Podcasts 361° Sozialkompass geführt. Hier geht zur ungekürzten Podcast-Folge und zur Langfassung des Interviews.

In welchen Branchen ist eine 4-Tage-Woche möglich?

Ebner glaubt, dass es einen generellen Wunsch nach Arbeitszeitverkürzung unter den ArbeitnehmerInnen gibt, obwohl er einräumt, dass dies in bestimmten Branchen unter den aktuellen Bedingungen schwierig sein könnte. Für Berufe wie Krankenpflege, wo es weniger um Produktivitätssteigerungen als um eine konstante Präsenz geht, sieht er die Politik in der Pflicht, Lösungen zu finden.

Trotz der Herausforderungen und Hürden würde Ebner anderen Unternehmen, die über die Einführung der Vier-Tage-Woche nachdenken, empfehlen, zunächst das Interesse der Belegschaft zu prüfen. Sollte ein solcher Schritt konkret in Betracht gezogen werden, rät er dazu, einen externen Berater hinzuzuziehen, um die rechtlichen Aspekte korrekt umzusetzen.

Nach einem Jahr sieht Ebner die Entscheidung zur Vier-Tage-Woche als vollkommenen Erfolg. Viele seiner MitarbeiterInnen nutzen ihren zusätzlichen freien Tag für Familie und Hobbys. Eine Beendigung der Vier-Tage-Woche kann sich Ebner mittlerweile nicht mehr vorstellen – und seine MitarbeiterInnen wohl auch nicht.

(grü)