Senior Retention

Best Ager behalten und zurückholen

Personal
12.05.2023

Der Fachkräftemangel ist da, ohne Zweifel! Fehlende Arbeitskräfte zwingen Unternehmen, die früher leichtfertig in Pension geschickten Mitarbeiter*innen länger zu halten oder zurückzuholen. Was ist zu tun, um dabei erfolgreich zu sein?

Senior Retention gelingt nur, wenn die Kultur bei der Verabschiedung so war, dass Pensionisten auch gerne wieder zurückkommen. Unternehmen, denen das jetzt gelingt, haben damals richtig gehandelt. Das sagte Leopold Stieger, Experte für Personalentwicklung und Coach für Seniorinnen und Senioren (seniors4success) bei einer Veranstaltung des Forum Personal Ende April in Linz.

Sträuben sich aber Mitarbeiter*innen, wieder zurückzukehren, nützen Werbeaktivitäten oder PR-Konzepte wenig oder gar nichts, so Stieger. Man müsse sich nur an die früheren Jahre zurückerinnern, wo Mitarbeitende in den letzten fünf Jahren vor der Pensionierung teilweise miserabel behandelt wurden. Am liebsten hätte man es gehabt, wenn diese selbst kündigen, dann hätte man sich die hohen Kosten ersparen und mit jüngeren Mitarbeitern gleich frei starten können.

"So etwas vergisst ein Mitarbeiter, der sich vielleicht viele Jahre lang für das Unternehmen eingesetzt hatte, nicht mehr. Jetzt sitzt er ja am längeren Hebel, denn der Paradigmenwechsel hat schon stattgefunden. Heute suchen sich die Mitarbeiter diejenigen Unternehmen aus, die zu ihnen passen. Wir haben es mit einem Arbeitnehmermarkt zu tun", erklärte Leopold Stieger auf der gut besuchten Veranstaltung.

Unternehmenskultur ist entscheidend

Was kann ein Unternehmen tun, um den älteren Mitarbeiter*innen das Gefühl der Wertschätzung zu vermitteln? Jetzt, in der Zeit des Arbeitskräftemangels, nicht mehr viel, betont Stieger. Wohl aber für die Zukunft: "Wenn ein Unternehmen seine „schlechten Sitten“ aus der Vergangenheit vergisst und sich überlegt, was ältere Menschen können und brauchen, dann kann die Kultur einer Wertschätzung entstehen, die bei einem späteren Engpass greifen kann."

Die einfachste Methode ist es, wenn das Unternehmen die Mitarbeiter*innen, die etwa noch bis zu fünf Jahren an Bord sein werden, zu einem Workshop einlädt, bei dem sie artikulieren können, was wichtig wäre für ein entsprechendes Betriebsklima: „Was muss sein, damit ich einmal aus der Pension zurückkomme?“

Mögliche weitere Instrumente und Maßnahmen:

  • Datenerhebung: Wie sieht es in 10 Jahren pro Abteilung aus?
  • Die Weiterbildungskosten erheben, speziell älterer Mitarbeiter*innen
  • Infoveranstaltungen für Mitarbeiter*innen, die in absehbarer Zeit in Pension gehen
  • Interviews mit ehemaligen Mitarbeiter*innen
  • Allmähliche Einbindung aller Führungskräfte
  • Aufbau eines Mentoren-Systems, um Übergabeformen von Wissen und Erfahrung an Nachfolgende zu sichern
  • Weiterbildungsprogramme für Ältere: gezielt entsprechende Trainings auswählen und nützen
  • Spezielles Seminarangebot für die ressourcenorientierte Planung des Übergangs in die Pension: Hilfe zur Vorbereitung auf den neuen Lebensabschnitt
  • Kommunikationsstruktur Ehemaliger mit dem Unternehmen: Klärung aller Instrumente und Technologien, um Informationsaustausch sicherzustellen

Stets bei allen Maßnahmen die Win-Win-Situation im Auge behalten: es muss für die Firma und für die ehemaligen Mitarbeiter*innen vorteilhaft sein.

Erfolgreiches Behaltemanagement

Ein Beispiel für erfolgreiches Behaltemanagement brachte Hubert Lehenbauer, Geschäftsführer der .mc Beratungsgruppe ein: „Die Steuerberatungs-Branche hat zu wenig qualifizierte Mitarbeiter. Wir sprechen neue Zielgruppen wie Wiedereinsteiger, Studierende und Pensionisten mit flexiblen Arbeitszeitmodellen an.  Letztere punkten mit langjährigem Fach-Know-how und vor allem mit ihrer persönlichen Kompetenz aufgrund der Lebenserfahrung. Damit wird eine möglicherweise geringere Affinität für Informations- und Kommunikations-Technologien klar wettgemacht. Aktuell sind 4 Mitarbeiterinnen (von insgesamt 45), die bereits Pensionistinnen sind, in einem aufrechten, vollversicherungspflichtigen Dienstverhältnis tätig. Deren fachliche und persönliche Kompetenz wird von allen im Team geschätzt. In der Zusammenarbeit mit unseren KundInnen sind sie sowieso unersetzbar.“