Geld & Finanzen

Zweites Leben für Büromöbel

Nachhaltigkeit
06.10.2023

Ein Möbel-Produzent aus Oberösterreich und eine Werbefirma aus Wien zeigen, wie man gemeinsam ein Büro schaffen kann, das nicht nur funktionell, sondern auch nachhaltig ist.
Nachhaltige Büromöbel von Hali

Rund 1,5 Millionen Menschen arbeiten in Österreichs Büros. Egal ob im kleinen Familienunternehmen mit einer Handvoll Mitarbeiter*innen oder in großen Unternehmen, die ganze Bürogebäude in Anspruch nennen. Durch eine mögliche Umgestaltung der Büroräumlichkeiten entstehen viele Möglichkeiten, einen umweltschonenden und nachhaltigen Büroalltag zu gestalten. Energiesparen, Recycling und Upcycling können dabei helfen, damit am Ende die Beschäftigten und die Umwelt profitieren. Das Interesse am Thema Nachhaltigkeit steigt in der breiten Maße, und auch immer mehr Unternehmen setzten auf dieses Thema. Ein umweltfreundliches Büro bedeutet, dass man bei den unterschiedlichsten Punkten ansetzen sollte.

Beitrag zum Klimaschutz

Im Kleinen beginnt es bereits beim Mülltrennen, es geht weiter mit dem Energiesparen oder dem Verwenden von Recyclingpapier für die Drucker. Ein Thema, das immer beliebter wird, ist jenes von Upcycling-Möbel. Doch was bedeutet Upcycling? Kurz gesagt, Möbel eine zweite Chance geben und sie nicht durch neue Möbel ersetzen, sondern die vorhandenen zu überarbeiten und wieder einzusetzen. Die längere Antwort hingegen wäre, dass die Büroeinrichtung so gewählt werden sollte, dass die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet wird. Dabei geht es um die Herstellung der Möbel, welche Materialien zum Einsatz kommen, welche Auswirkungen die Qualität der Möbel auf das Wohlbefinden im Büro auf die Beschäftigten hat oder auch, wie die Möbel den Weg in das Büro finden.

Upcycling-Möbel aus Oberösterreich

Ein Hersteller von nachhaltigen Büromöbel ist die Firma hali mit Hauptsitz im oberösterreichischen Eferding. Mit einem Projekt setzt man explizit auf Upcycling-Büromöbel. „Bei hali machen wir uns bereits seit mehr als zehn Jahren zum Thema Nachhaltigkeit viele Gedanken. Seit 2013 sind wir klimaaktiv- Pakt2020-Partner und seit 2015 gibt es bei hali eine eigene Nachhaltigkeitsmanagerin“, sagt Daniel Erlinger, Geschäftsführer von hali im Gespräch mit „die Wirtschaft“.

Ein Wachstum im ­Bereich Upcycling-Büromöbel ist in ­Zukunft zu erwarten.

Daniel Erlinger, Geschäftsführer von hali

Daniel Erlinger, Geschäftsführer von hali, im Porträt
Daniel Erlinger, Geschäftsführer von hali

Das Unternehmen wurde vor mehr als 80 Jahren in Linz gegründet und hat Niederlassungen in mehreren Bundesländern und auch eine für den deutschen Markt. Mit rund 240 Mitarbeiter*innen in den Bereichen Produktion, Verwaltung und Betrieb erwirtschaftete man im Jahr 2022 einen Umsatz in der Höhe von 55 Millionen Euro. Umgerechnet auf verkaufte Möbel bedeutet das 120.000 abgesetzte Stück im vergangenen Geschäftsjahr. Damit war man der größte Büromöbelhändler Österreichs. Seit einigen Jahren bietet das Unternehmen zu konventionellen Büromöbeln unter dem Namen „hali up“ eine Nachhaltigkeitsschiene für Upcycling-Möbel an. „Büromöbel werden in der Regel nicht ausgemustert, weil sie funktional nicht mehr einsatzbereit sind, sondern sie werden zumeist ausgemustert, weil das Design nicht mehr gefällt oder weil man vielleicht von einem normalen Schreibtisch auf einen höhenverstellbaren Schreibtisch wechseln möchte“, erklärt Erlinger den Ausgangspunkt hinter „hali up“. In der Zeit vor der Corona-Pandemie entstand in Eferding daher die Idee für ein Projekt für Upcycling-Möbel. „Wir bearbeiten Möbel von unseren Kunden und geben ihnen ein zweites, ein verbessertes Leben. Beispielsweise kann man bei einem normalen Schreibtisch die Arbeitsplatte noch verwenden. Hier besteht die Möglichkeit, dass man ein elektrisch verstellbares Tischgestell anschraubt und dadurch zwei Quadratmeter Spanplatten einspart“ so Erlinger.

Alte Möbel, neue Möglichkeiten

Ein Kunde von hali ist die Wiener Werbeagentur Warda Network mit 16 Angestellten in ihrem Büro in der Josefstadt. „Das Thema Nachhaltigkeit ist schon seit einiger Zeit bei uns angekommen und ist uns ein großen Anliegen. Unsere Agentur betreut beispielsweise auch die Nachhaltigkeitsmesse WeFair in Linz und Wien“, sagt Jakob Kattner, Creative Director im Gespräch mit „die Wirtschaft“. Warda hat sich vor nicht allzu langer Zeit dazu entschlossen, ein Büro-Make-over zu machen und wollte dabei so umweltschonend wir möglich vorgehen. Fündig ist man dabei in Oberösterreich geworden. „Bei unserem Umbau des Büros waren wir auf der Suche nach einem Partner und dabei sind wir auf hali in Eferding gekommen. Für uns war das ein super Weg, denn bevor ein altes Möbel weggeschmissen wurde, wurde es durch Upcycling wiederverwendet“, so Kattner. Das Büro von Warda war vor dem Umbau deutlich chaotischer aufgebaut, als es jetzt der Fall ist. Es gab viele Einzeltische, an denen die Angestellten allein oder auch zu zweit gesessen sind. „Die Struktur der Arbeitsplätze haben wir jetzt anders gegliedert. Es gibt nun größere Arbeitsflächen, bei denen die Leute nebeneinandersitzen und wir haben unsere Departments geclustert“, sagt Kattner. Und dabei spielte Upcycling die zentrale Rolle. Beispielsweise wurden alte Tischplatten nach dem Umbau zu Abgrenzungsplatten umfunktioniert. Fast alle Möbel, die nun bei Warda im Büro verwendet werden, erhielten durch hali eine Überarbeitung und kommen nun erneut zum Einsatz.

Energiesparfaktoren

Auch in Eferding setzt man in den eigenen Räumlichkeiten schon zum Teil auf Upcycling-Möbel, wie hali bestätigt. Und Nachhaltigkeit endet nicht bei aufgewerteten Büromöbel, sondern geht um einiges weiter. „Wir tauschen im Sommer die Heizungspumpen aus und allein dieser Tausch bedeutet, dass wir zukünftig 30.000 Kilowattstunden einsparen. Umgerechnet auf E-Auto-Kilometer sind das 125.000 Pkw-Kilometer, die wir mit dieser Maßnahme einsparen. Dieselbe Ersparnis erwarten wir uns bei dem geplanten Tausch der Druckluftkompressoren und Abluftmotoren“, sagt Erlinger. Seit dem Jahr 2005 reduzierte das Unternehmen seine CO2-Emission um 56 Prozent und wurde für diesen Erfolg 2016 in der Kategorie „Unternehmen Energiewende“ vom Umweltministerium und dem ORF mit dem österreichischen Klimaschutzpreis ausgezeichnet. Hali denkt außerdem nicht mittel-, sondern langfristig. Energiesparende Investitionen müssen sich nicht nach vier oder fünf Jahren rechnen; auch wenn es doppelt so lange dauert, ist es für das Unternehmen in Ordnung.

Von Mülltrennen bis E-Car-Sharing

Zurück in Wien. Das Thema Nachhaltigkeit endet auch im Büro bei Warda Network nicht bei Upcycling-Möbeln. „Nachhaltigkeit beginnt bei uns beim Mülltrennen und geht beispielsweise weiter bei unseren Projekten für Kunden, bei denen wir Wände bemalen. Dafür verwenden wir nämlich CO2-absorbierende-Farbe“, spricht Kattner zwei Maßnahmen an. Dass man Kundentermine auch mit den Öffis, dem Fahrrad oder zu Fuß wahrnehmen kann, ist ebenfalls ein Punkt in der Nachhaltigkeitsstrategie von Warda. „Weiters haben wir mit Eloop einen Partner für Elektroauto-Carsharing. Das sind alles Aspekte, bei denen wir auf das Umweltbewusstsein schauen“, so Kattner.  
Eine nachhaltige Bürogestaltung und Energiesparen am Arbeitsplatz funktionieren in der Praxis also bereits sehr gut, wie die Beispiele des Produzenten aus Eferding und des seines Kunden aus Wien zeigen. Der Markt von Upcycling-Büromöbel hat aber in Österreich noch Luft nach oben. Ein Wachstum in diesem Bereich ist in Zukunft allerdings zu erwarten, denn ansprechendes, funktionales Design und Umweltschutz in Kombination sind gute Argumente, sich bei der nächsten Büroumgestaltung Gedanken zu machen, wie man arbeiten möchte.