St. Gallen Symposium

Leadership, Geopolitik und die Generationenfrage

Beim St. Gallen Symposium wurden die Ergebnisse der aktuellen Studie „Voices of the Leaders of Tomorrow“ vorgestellt. Sie untersucht, wie junge als auch ältere Führungskräfte geopolitische Risiken bewerten – und welche Konsequenzen sie daraus für Leadership und strategische Unternehmensführung ziehen.

Angesichts einer Welt im geopolitischen Umbruch hat das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen gemeinsam mit dem St. Gallen Symposium eine neue Studie veröffentlicht. „Voices of the Leaders of Tomorrow 2025“ vergleicht die Einschätzungen von über 800 jungen Führungstalenten unter 35 Jahren mit den Antworten von 275 Senior Executives aus internationalen Großunternehmen. Im Mittelpunkt stehen die Auswirkungen der globalen Machtverschiebung auf Unternehmen, Führungskultur und strategische Ausrichtung.

Fundamentale Wahrnehmungsunterschiede

Zentrale Erkenntnis: 72 Prozent der „Leaders of Tomorrow“ sehen in der geopolitischen Lage eine grundlegende oder anhaltende Erschütterung der Weltordnung. Nur 39 Prozent der älteren Führungskräfte teilen diese Sicht. Während fast die Hälfte der erfahrenen Manager*innen die Veränderungen langfristig als stabilitätsfördernd bewertet, äußert ein Drittel der Jüngeren deutlichen Pessimismus.
Diese Unterschiede zeigen sich auch in der Risikobewertung: Für 59 Prozent der jungen Führungskräfte ist Geopolitik das größte Geschäftsrisiko – vor Technologie und Wirtschaft. Senior Executives sehen hier andere Prioritäten, etwa Cybersecurity oder technologische Disruptionen.

Felix Rüdiger, Co-Autor des VOLOT-Reports am St. Gallen Symposium
Felix Rüdiger, Co-Autor des VOLOT-Reports am St. Gallen Symposium ©St. Gallen Symposium

Führung neu denken – oder bewährte Modelle bewahren?

Die Studie zeigt deutlich, dass die Jüngeren ein anderes Führungsverständnis mitbringen. Mehr als zwei Drittel (69 %) sprechen sich für dezentralisierte Entscheidungsmodelle aus – nur 57 Prozent der Etablierten sehen darin ein geeignetes Mittel. Auch Modelle wie Co-Leadership oder rotierende Führungsrollen finden bei den jungen Befragten deutlich stärkeren Zuspruch.
Trotzdem herrscht Einigkeit über Grundwerte: Ethik, Umweltverantwortung und langfristige Vision gelten generationenübergreifend als zentrale Führungsprinzipien. Der Haken: Mehr als die Hälfte der jungen Teilnehmenden fühlt sich in der strategischen Entscheidungsfindung nicht gehört oder eingebunden, obwohl fast 80 Prozent der Senior Executives von gelebter Zusammenarbeit ausgehen.

Gesellschaftlicher Impact: Pflicht oder Kür?

Beim gesellschaftlichen Engagement gehen die Meinungen ebenfalls auseinander. Während 75 Prozent der jungen Führungskräfte Social Impact als zentralen Erfolgsfaktor nennen, sind es bei den Senior Executives nur 42 Prozent. Auch beim Thema politisches Engagement zeigt sich eine Schere: Ein Drittel der Jüngeren spricht sich dafür aus, dass Unternehmen aktiv Position beziehen. Knapp die Hälfte der älteren Manager*innen bevorzugt politische Neutralität.

Empfehlungen aus der Studie

Die Autor*innen des Reports empfehlen Unternehmen, strategisch umzudenken. Drei Handlungsfelder werden besonders betont:

  • Geopolitische Vorbereitung stärken – mit Frühwarnsystemen und Szenarienplanung.
  • Führung mit Haltung – durch klare Kommunikation gesellschaftlicher Werte.
  • Echte Co-Leadership etablieren – mit flacheren Hierarchien und geteilten Entscheidungsstrukturen.
Studienautor Dr. Fabian Buder vom Nürnberg Institut für Marktentscheidungen ©NIM
Studienautor Dr. Fabian Buder vom Nürnberg Institut für Marktentscheidungen ©NIM

Wie Studienautor Fabian Buder betont, „müssen Unternehmen geopolitische Entwicklungen künftig systematisch beobachten – nicht nur aus Reaktion, sondern als strategische Voraussetzung.“ Sein Co-Autor Felix Rüdiger ergänzt: „Die Perspektive der jungen Generation ist kein netter Zusatz, sondern potenziell entscheidend für die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen.“

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