Geschlossene Fonds: Risiko mit Netz

Eigentlich müssen Unternehmer das Risiko ihres Scheiterns in Kauf nehmen. Einschließlich Kapitalverlust. Soweit jedenfalls das Prinzip geschlossener Fonds, Kapitalbeteiligungen an größeren unternehmerischen Projekten – von Immobilien über Medien bis hin zu Frachtschiffen. Dafür entsprechen die Renditen dem Unternehmenserfolg. Österreich-Marktführer MPC Capital Austria setzt jetzt auch auf Garantieprodukte. Von Maike Seidenberger m.seidenberger@wirtschaftsverlag.at
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Warum Anleger auf geschlossene Fonds setzen sollten, auch wenn es für diese keinen funktionierenden Sekundärmarkt gibt, ist für MPC Capital Austria-Vorstand Peter Maierhofer rasch erklärt: „Man ist von den Börsenschwankungen unabhängig.“ Natürlich unter der Voraussetzung: „Man muss zum richtigen Zeitpunkt ein Produkt in den richtigen Markt setzen.“ Bei im Schnitt zehnjährigen Beteiligungen nicht unwichtig. Beispiel: niederländische Immobilienfonds – wenn Bürohäuser und Gewerbeimmobilien günstiger zu kaufen sind als in Österreich, die Mieten aber in vergleichbarer Höhe liegen, „macht das 7,5 bis 8 Prozent Mietrendite – das kriege ich hier nicht“. Den fehlenden Handel von Fondsanteilen, den die Fondsanbieter durch interne Käufe und Verkäufe (der Fondsinitiator nimmt verkaufswilligen Investoren die Anteil mit entsprechenden Abschlägen ab und verkauft sie an interessierte Neukunden) sieht Maierhofer aus Sicht seines Hauses nicht tragisch – im Gegenteil: „Bei uns ist die Nachfrage nach gebrauchten Produkten so massiv, dass wir das nicht aktiv promoten.“ Verkauft würden Anteile eher von Erben, die rasch Bares flüssig haben wollen, oder aus einer akuten finanziellen Notlage heraus.
Nicht zum schnellen Abcashen
Investoren, die in geschlossene Fonds gehen, tun das auch nicht mit dem Blick auf schnelles Handeln. „Unsere Zielgruppen sind zum einen Privatanleger mit Investments zwischen 20.000 und 30.000 Euro, zum anderen institutionelle Investoren.“ Stiftungen oder Banken zeichnen durchschnittlich zwischen 500.000 und 1 Million Euro pro Fondsprodukt. Die Privatanleger (Maierhofer empfiehlt eine Beimischung von 30 bis 40 Prozent ins Anlageportfolio) werden in Österreich in erster Linie über den Bankvertrieb gewonnen, weniger über unabhängige Vermögensberater. Was historische Gründe haben dürfte: „Die Vermögensstrukturierung kann ein freier Vermittler nur begrenzt umsetzen.“ Fonds für mehr als eine Milliarde Euro hat MPC Capital in Österreich bisher an 14.000 Anleger verkauft, heuer sollen 200 Millionen Eigenkapital eingeworden werden.
Immobilien- und Schiffsfonds gehören bereits zum Standardrepertoire, die Vielfalt der Produkte steigt parallel zum Wissen der immer kritischeren Anleger, weiß Maierhofer. Die Fondsinitatoren müssen sich laufend Neues einfallen lassen, wenn sie wie MPC Capital börsennotiert sind. Denn wenn der Schweinezyklus einer Fonds-Kategorie nach unten zeigt, weil die Anlageobjekte wegen der großen Nachfrage zu teuer (und damit unrentabel) werden, können sie nicht einfach die Köpfe einziehen und weniger Produkte emittieren. Die Anbieter verdienen primär an der Konzeptionierung der Fonds und dann, wenn das Investment sich vor Ende der Laufzeit teurer verkaufen lässt als prospektiert. Die Analysten wollen schließlich vor allen Zahlen ein Plus sehen – also muss das Spektrum aufgefächert werden.
Hedgefonds und Kapitalgarantie
Ein Beispiel aus der MPC Capital Austria-Küche: die mittlerweile dritte Auflage einer Hedgefonds-Anleihe mit Kapitalgarantie für Privatanleger. Damit will Maierhofer den Spagat zwischen potenziell hohen Renditen und dem Bedürfnis nach Absicherung bei vielen Anlegern schaffen. „Wir gehen zu 100 Prozent in Dachhedgefonds – bis zu dem Moment, wo es schlecht läuft. Dann wird umgeschichtet in festverzinsliche Wertpapiere.“ Oder man macht das Brot- und Buttergeschäft mit Auftragsprodukten für eine Bank – „wir haben für Raiffeisenlandesbank Wien/Niederösterreich fünf Holland-Immobilienfonds konzipiert.“ Damit sich auch Kleinanleger wie große fühlen können, kommt zur Jahresmitte ein Risikokapital-Sparplan (ab 100 Euro Monatseinlage) dazu.
Erwärmen sollen sich die Anleger auch für das Geschäft mit gebrauchten Lebensversicherungen. Nicht die Hochrisikopolizzen aus den USA oder Großbritannien, meint Maierhofer, sondern ganz brave deutsche Kapitallebensversicherungen. Warum? „Dort habe ich praktisch kein Risiko, Geld zu verlieren, weil die staatliche Auffanggesellschaft eine Mindestverzinsung garantiert. Da habe quasi eine Zeitrente auf 15 Jahre mit hoher Ausschüttung, die relativ günstig auch an Hinterbliebene weiterzugeben ist.“
Wie man die Spreu vom Weizen trennt, läuft anbieterseitig für Maierhofer fast so wie beim kleinen Bausparvertrag: „Man muss fixieren, was geht, wie Währung und Zinsen, und entsprechend Rückstellungen haben.“ Bei Immobilien-Investments heißt das Fixvermietung tunlichst über die ganze Laufzeit oder eine Betätigung als Projektentwickler mit dem Ziel eines schnellen Weiterverkaufs. „Voraussetzung ist immer, dass das Ganze steuerlich ausgereift ist und langfristig mit hoher Prognosesicherheit planbar ist.“
(7_8/06)