Gastbeitrag

Fördertöpfe, die bleiben

12.09.2025

So manche Förderung fiel dem Sparkurs der Regierung zum Opfer – diese jedoch nicht: BDO-Expertin Eva Martischnig nennt fünf verlässliche Geldquellen für kleine und mittlere Unternehmen. Was man dafür tun muss – und wann man es tun muss.

„Einige Förderungen haben den Kahlschlag überlebt. Wer sie haben will, sollte denken wie die Fördergeber.“ Eva Martischnig, Expertin für Förderungen bei BDO. © BDO
„Einige Förderungen haben den Kahlschlag überlebt. Wer sie haben will, sollte denken wie die Fördergeber.“ Eva Martischnig, Expertin für Förderungen bei BDO. © BDO

Österreich, du Land der großzügigen Förderungen: Das war einmal. So manche Maßnahme fiel dem Sparbudget zum Opfer. Übrig blieben weniger und spärlicher gefüllte Töpfe. Gleichzeitig wollen mehr Unternehmen ihr Stück vom Glück. Man kann auf EU-Förderungen ausweichen, sieht sich hier allerdings ausufernder Bürokratie gegenüber. Österreich verdient Lob: „Wir arbeiten ganz selbstverständlich digital“, erzählt BDO-Förderspezialistin Eva Martischnig. „Ein Knopfdruck, und die Unterlagen sind beim Empfänger. Anderswo werden Kisten voll Papier verlangt – im Original und in doppelter Ausfertigung.“

Denken wie die Fördergeber*innen

Die folgenden heimischen Förderungen haben den Kahlschlag überlebt. Wer sie haben will, sollte denken wie die Fördergeber*innen, rät Martischnig: „Nicht mit Geschäftsmodelllogik an das Ansuchen herangehen – sinngemäß: Hier sind meine Unterlagen, jetzt will ich meine Förderung. Sondern überlegen: Auf welche Themen fokussiert sich die Politik? Etwa auf CO₂, Wasserstoff oder Mikroelektronik? Was trägt mein Projekt dazu bei? Diesen Nutzen muss man belegen!“

Bei Forschung und Entwicklung sollte ein Unternehmen sein technisches Risiko nachweisen können: „Fördern heißt, ein Risiko mitzutragen, das sich irgendwann in ökonomische Ergebnisse umsetzen lässt. Auf diese wirtschaftliche Komponente wird genau geschaut!“

1. KPC: Für Umweltprojekte aller Art

Beginnen wir mit der Pflichtübung für den Mittelstand: Betriebe jeder Größe, Private und Gemeinden können bei Kommunalkredit Public Consulting um Unterstützung für ihre Klima- und Umweltschutzprojekte ansuchen. KPC ist eine Tochtergesellschaft der Kommunalkredit Austria und handelt im Auftrag des Bundes. „Der Klassiker sind Gebäudesanierungen“, weiß Martischnig, „etwa Wärme/Kälte, Energieeffizienz, Strom, Abfall, Dämmung.“

Früher war der Rahmen größer gespannt: Förderbar war alles Umweltrelevante – von Kreislaufwirtschaft über neue Recyclinganlagen, Dekarbonisierung oder Umstellen auf nachwachsende Rohstoffe. Nicht alles davon wurde verlängert bzw. ist noch in Schwebe. Website checken!

Das Wichtigste: Um die Förderung muss man vor Projektstart ansuchen. „Sind die Bestellungen erst draußen, ist es zu spät.“
Siehe dazu die Website zur Umweltförderung.

In die Förderlogik muss man sich erst hineindenken. Sie entspricht einem Bieterverfahren. Meist gilt: mit dem eigenen Projekt so viel CO₂ wie möglich einsparen, gleichzeitig aber so wenig Förderung wie möglich beantragen. Die*Der Bewerber*in mit den besten Werten gewinnt. Beispiel: Man plant, 5.000 Tonnen CO₂ pro Jahr zu reduzieren, baut dafür seine Prozesse um und benötigt 20.000 Euro Förderung. Benötigt ein*e Mitbewerber*in für dieselbe CO₂-Reduktion nur 19.999 Euro, bekommt sie*er den Zuschlag. Bei den meisten Projekten hängen hinten ein paar Nullen mehr dran.

Der große Bruder der nationalen KPC ist der EU Innovation Fund. Hier geht es um richtig große, nationenübergreifende Nachhaltigkeitsprojekte im Technologiebereich. Die nächste Ausschreibungsrunde wird für Ende des Jahres erwartet.
Siehe dazu eine Website der Europäischen Union bzw. Shortlink zum Innovation Fund.

2. FFG Basisprogramm und Frontrunner: Die Allrounder der Forschungsförderung

Der Klassiker für Forschung und Entwicklung: Das Basisprogramm der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft ist altbewährt, flexibel, themen- und technologieoffen – und es wird verlängert. Es richtet sich an Unternehmen, die vor hohen Investitionen in Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen stehen. Ein Konnex zu Klima- und Umweltschutz muss nicht gegeben sein. Die Unternehmensgröße ist egal, es müssen nur die Kriterien eingehalten werden. Dann werden bis zu 70 Prozent der Kosten in einem Mix aus Zuschuss und Darlehen gefördert. „Wer forscht und die FFG nicht an Bord holt, lässt Geld liegen“, mahnt Martischnig.
Zur Website der FFG.

Besonders visionäre Unternehmer*innen sollten einen Blick auf das Subprogramm Frontrunner werfen. Es fördert High-Risk-High-Gain-Projekte mit disruptivem Potenzial zur nachhaltigen und/oder digitalen Transformation der Wirtschaft. Hier entfällt der Darlehensanteil, es wird rein durch einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von bis zu 45 Prozent der anerkennbaren Projektkosten gefördert.
Zur Website des Frontrunners 2025.

3. aws Preseed & Seedfinancing: Wenn die Idee noch in den Kinderschuhen steckt

Initialzündung für Start-ups: Die Austria Wirtschaftsservice ist die Förderbank des Bundes. Diese Seedschiene zielt auf impactorientierte Vorhaben in der Frühphase (Vorgründungs- und Gründungsphase) ab. Preseed fördert mit bis zu 100.000 Euro innovative, skalierbare Ideen mit hohem gesellschaftlichem Mehrwert über alle Branchen.

„Gesiebt wird nicht nur nach Überlebenschancen, auch nach gesellschaftlichem Impact oder DeepTech – also Technologien mit tiefer Know-how-Expertise, die auf wissenschaftlichen und ingenieurtechnischen Fortschritten basieren.“ Die Gründer*innen müssen selbst mitarbeiten und finanzielles Risiko tragen. Wer schon einen Schritt weiter ist – nach der Gründung –, kann sich mit Seedfinancing zusätzlich bis zu 400.000 Euro für die Skalierung abholen.
Zur Website der aws.

4. Horizon Europe: Die EU als Financier

Horizon Europe, das EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation, ist mit rund 95 Milliarden Euro bis 2027 das weltweit größte seiner Art. Es ist komplex, international und wettbewerbsintensiv – und dennoch eine einmalige Gelegenheit für forschungsstarke Unternehmen und Konsortien.

Neben spezifischen Programmen für kleine und mittlere Unternehmen wie dem EIC Pathfinder für risikoreiche Frühphasen-Forschung (Förderquote 100 Prozent, bis zu 3 Millionen Euro) oder dem EIC Accelerator für die Markteinführung disruptiver Innovationen (Förderquote 70 Prozent, bis zu 2,5 Millionen Euro) stehen zahlreiche weitere themenspezifische Förderaufrufe offen. Diese richten sich branchenübergreifend an große, mittlere und kleine Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen. Sie fördern kooperative Projekte mit europäischem Mehrwert.

„Die EU weiß, dass sie gut im Fördern, aber schlecht im Verwerten der Ergebnisse am globalen Markt ist. Daher sieht sie besonders gern länderübergreifende Konsortien entlang der Wertschöpfungskette. Die sichern die Umsetzung.“ Jedoch: Wegen des großen Zuspruchs liegt die Wahrscheinlichkeit für einen Zuschlag im Schnitt bei zehn Prozent – viel Arbeit, viel Geld, viel Risiko.
Mehr zu Horizon Europe auf der Website.

5. Forschungsprämie: Das F&E-Zuckerl vom Finanzminister

Forschung steuerlich geltend machen? Die Forschungsprämie macht’s möglich. Unternehmen können sich 14 Prozent ihrer F&E-Ausgaben als Gutschrift vom Finanzamt zurückholen. Keine thematische Einschränkung, nur die Herausforderung, das Projekt aussagestark in 3.000 Zeichen darzustellen. Gefördert wird eigenbetriebliche Forschung und experimentelle Entwicklung von steuerpflichtigen Unternehmen mit Sitz in Österreich. Hier ist nur ein (kostenloses) Jahresgutachten der FFG erforderlich.

Wichtig: Die Prämie kann mit anderen Förderungen kombiniert werden – das reduziert allerdings die Bemessungsgrundlage.
Mehr auf der Website des usp bzw. als Shortlink.

Diese Förderungen sind weiterhin verfügbar:

  • KPC: Fördert Klima- und Umweltschutzprojekte, zum Beispiel Gebäudesanierung. Ansuchen vor Projektstart erforderlich.
  • FFG Basisprogramm & Frontrunner: Unterstützt Forschungsvorhaben unabhängig vom Thema. Frontrunner besonders für visionäre Projekte geeignet.
  • aws Preseed & Seedfinancing: Frühphasenförderung für Start-ups mit gesellschaftlichem Mehrwert oder DeepTech-Fokus.
  • Horizon Europe: EU-Topf mit über 95 Milliarden Euro für große, internationale Forschungsprojekte.
  • Forschungsprämie: Steuerliche Rückvergütung von 14 Prozent der F&E-Ausgaben – themenoffen, kombinierbar mit anderen Förderungen.

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