Koisser macht Mut

Die Erde zusammensetzen

Nachhaltigkeit
16.10.2022

Wie KMU zur Rettung der Welt beitragen können
die welt retten

 „Wir sind eine Generation, die ihren Kindern sagen könnte: Ihr werdet es einmal nicht so gut haben wie wir“, hat Thomas L. Friedman, Korrespondent der New York Times, einmal geschrieben. Er hat den Konjunktiv verwendet. Es ist keine ausgemachte Sache, dass es bergab geht. Schauen wir doch, wie es möglich wird, dass wir Weltmarktführer der Weltrettung werden.
Wenn ich mit Vertretern großer Konzerne oder der Industrie rede, ist immer von Breakthrough-Technologie die Rede, also von wirklich einschneidenden technologischen Fortschritten, die dann Gamechanger im großen Spiel der Weltrettung (und Profitmaximierung) sein sollen. Es sind Heureka-Durchbrüche, die meist nur auf Basis von Förderungen und staatlichen Programmen möglich werden. Das klingt verständlich und für KMU auch ein wenig einschüchternd. Das muss es aber nicht sein, denn der bei Weitem größte Teil der Innovation vollzieht sich in kleinen täglichen Verbesserungen. Die Geschichte der Technik ist eine Geschichte der stetigen Adaptionen, sodass Waren und Dienstleistungen kleiner, smarter, billiger, produktiver, zuverlässiger und grüner werden. Da können wir alle mitspielen. So einen klitze­kleinen Schritt schafft jeder von uns in seiner Firma.

Der zweite Punkt, den ich ins Treffen führe, ist eine viel zu wenig beachtete Binsenweisheit. Was nichts kostet, ist nichts wert. Wenn wir also die Weltrettung vorantreiben wollen, dann darf das, was die Welt uns bereitstellt, nicht billig sein. Wenn etwas billig oder sogar gratis ist, dann ist das eine Einladung zur Vergewaltigung. Dann wird es genommen, ausgequetscht und weggeschmissen. Viele KMU verfügen über solch natürliche Ressourcen, etwa Landwirte, Schafwollverarbeiter, Tischlereibetriebe, und und und. Wer die ihm überantworteten Ressourcen billig verkauft, übergibt sie und sich selbst dem achtlosen Verschleiß.
Im Zuge der Krise, in der wir uns befinden, wird gerne von Verzicht geredet. Es scheint einleuchtend, dass wir verzichten, den Gürtel enger schnallen, uns bescheiden müssen. Niemand hört das gerne. Und vielleicht stimmt es auch nicht. Viele Menschen haben bereits begonnen, sich genau anzuschauen, wie sie leben, und dabei finden sie ganz schnell viele Dinge, die sie weglassen können, ohne auch nur einen Funken von Verzicht zu spüren. Das Weglassen von Dingen, die einem sofort als völlig nutzlos erscheinen, bringt sogar eine Steigerung der Lebensqualität. Also sollten die KMU sich von der Bereitstellung solcher nutzlosen Dinge verabschieden. Da gibt es nichts mehr zu gewinnen. KMU sollten vielmehr mit Produkten und Dienstleistungen Menschen auf dem Weg in diese neue Lebensqualität begleiten. Dazu lohnt es, das Denken umzustülpen.
Das Umstülpen des Denkens ist der vierte wichtige Punkt zur Weltrettung. Wir sind es gewohnt, dass es Abfall gibt. Egal, was wir tun, irgendwo bleibt irgendetwas übrig und das ist dann Abfall und muss entsorgt werden. Wir müssen sofort unsere Betriebe durchforsten und schauen, wo überall Abfall anfällt. Und dann müssen wir das Denken umstülpen und beschließen, dass es so etwas wie Abfall nicht gibt. Weil es ihn in der neuen, besseren Welt nicht geben darf. Dort gibt es nämlich ausschließlich Kreislaufwirtschaft. Nichts, was entsteht, landet jemals auf einer Deponie. Nichts ist jemals zu Ende. Alles ist Nährstoff. Lasst uns unsere Betriebe mit diesem neuen Denken durchforsten.
Und plötzlich kommt jemand auf die Idee, dass Abwasser kein Abfall ist. Man kann mit Abwasser große Immobilien heizen und kühlen. Die Firma Rabmer erzählt gerne, wie das geht. Und alchemia nova spricht gerne darüber, wie man mit Abwasser seine Felder bewirtschaftet und mit diesem nährstoffangereicherten Wasser nachweislich mehr Ertrag herausholt. Nur wenn man weiter so denkt wie in den letzten 200 Jahren, muss man Abwasser mit zusätzlichem Energieaufwand kühlen und klären, um es dann in einem Fluss zu entsorgen.

Zum Schluss eine wahre Geschichte, die vor vielen Jahren einmal die Umweltaktivistin Donella Meadows erzählt hat. Ein CEO durfte als Babysitter seine kleine Tochter betreuen, wollte aber etwas Ruhe haben. Da hat er ein ganzseitiges Foto der Erde im Weltraum aus einer großformatigen Zeitung herausgerissen und es in kleinere Stücke geschnitten. Das gab er seinem Töchterchen und meinte, sie solle es zusammensetzen. Anstatt jetzt, wie erhofft, eine Stunde Ruhe zu haben, war die Kleine nach fünf Minuten wieder da. Das Bild war fertig zusammengebaut. Sie erklärte dem verblüfften Vater: „Ich habe gesehen, dass auf der Rückseite ein Mensch abgebildet war und als ich den Menschen zusammengesetzt hatte, war auch die Erde wieder zusammengesetzt.“