Gastbeitrag

Wirkungsvoll präsentieren: Wenn Psychologie auf PowerPoint trifft

Sabine Prohaska
11.06.2025

Präsentationen bleiben oft wirkungslos, weil ihre Inhalte nicht gehirngerecht vermittelt werden. Wer beim Präsentieren jedoch gewisse psychologische Prinzipien für eine erfolgreiche Kommunikation beachtet, kann PowerPoint als echtes Wirkungsinstrument nutzen.

PowerPoint-Präsentationen gehören zum Arbeitsalltag in Unternehmen: Ob in Projektbesprechungen, Führungskräfte-Meetings oder Schulungen, fast immer wird etwas gezeigt, erklärt oder visualisiert. Dabei sind die Vortragenden zumeist keine professionellen „Präsentator*innen“. Deshalb wissen sie oft nicht, worauf sie achten sollten, damit ihre Präsentation wirkt und den gewünschten Effekt erzielt. Zudem ist ihnen nicht ausreichend bewusst, dass hierfür oft weniger der Inhalt der Präsentation als vielmehr die Art, wie er vermittelt wird, entscheidend ist.

Die Botschaft und Wirkung mit Hilfe der Psychologie verstärken

Mit einem gewissen psychologischen Hintergrundwissen lassen sich Präsentationen deutlich wirkungsvoller gestalten. Sieben auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhende Prinzipien, die die Verständlichkeit, Aufmerksamkeit und Merkfähigkeit des Publikums deutlich steigern, seien Ihnen hier vorgestellt.


1. Nutzen Sie den Primary-Recency_effekt – für einen bleibenden eindruck

Menschen erinnern sich besonders gut an die Infos, die ihnen zu Beginn und gegen Ende einer Präsentation vermittelt werden. Dieser sogenannte Primacy-Recency-Effekt ist gut belegt. Deshalb sollte Sie Ihre wichtigsten Aussagen an diesen beiden Positionen platzieren. Beginnen Sie stark – zum Beispiel mit einer Frage, einem Zitat oder einer überraschenden Zahl – und enden Sie mit einer klaren Zusammenfassung oder einem Appell.

2. Vermeiden Sie den Split-Attention-Effekt – um Unaufmerksamkeit zu vermeiden

Wer gleichzeitig einen Text lesen und einem Redner zuhören muss, ist schnell überfordert beziehungsweise abgelenkt. Das ist der Kern des Split-Attention-Effekts. Achten Sie darauf, dass Ihre Folien Ihre verbalen Ausführungen, Erklärungen und so weiter sinnvoll ergänzen – etwa durch Grafiken, Symbole oder Stichworte. Verzichten Sie auf vollgeschriebene Folien, denn: Ihr Publikum soll Ihren Worten lauschen – und nicht Charts lesen.

3. Setzen Sie auf Dual-Coding – kombinieren Sie Bild und Sprache

Der Dual-Coding-Theorie zufolge verarbeiten Menschen Informationen besser, wenn sie ihnen sowohl verbal als auch visuell dargeboten werden. Das bedeutet: Erklärende Bilder, Diagramme oder einfache Skizzen, die parallel zu Ihren mündlichen Ausführungen gezeigt werden, verbessern ihr Verständnis und erhöhen die Merkfähigkeit.

4. Achten Sie auf die kognitive Belastung – weniger ist mehr

Die Cognitive Load Theory zeigt, dass das menschliche Arbeitsgedächtnis nur begrenzt viele Informationen zugleich verarbeiten kann. Vermeiden Sie daher überladene Folien mit zu vielen Infos. Eine klare Struktur, einfache Sprache und visuelle Unterstützung entlasten das Denken Ihrer Zuhörer*innen und erhöhen den Lern- und Merkeffekt.

5. Nutzen Sie Gestaltungsprinzipien – schaffen Sie visuelle Ordnung

Die Gestaltpsychologie lehrt uns, dass das Gehirn Informationen nach bestimmten Mustern organisiert. Setzen Sie Prinzipien wie Nähe, Ähnlichkeit oder Kontinuität gezielt ein. Gruppieren Sie verwandte Elemente und Aussagen; nutzen Sie gezielt Farben, um zum Beispiel zentrale Botschaften von Hintergrundinfos zu unterscheiden. Sorgen Sie für einen erkennbaren „roten Faden“ und vermeiden Sie eine visuelle Unruhe.

6. Streichen Sie „verführerische Details“ – fokussieren Sie auf das Wesentliche

Interessante, aber thematisch irrelevante Anekdoten, Bilder oder Animationen – sogenannte „seductive details“ – mögen unterhaltsam sein. Sie lenken aber vom Kern der Botschaft ab. Bleiben Sie stringent bei Ihren Inhalten, damit Ihre Zuhörenden konzentriert und fokussiert bleiben und nicht verwirrt werden.

7. Schaffen Sie Vertrautheit – der Mere-Exposure-Effekt wirkt

Verwenden Sie in Ihrer Sprache und Gestaltung Ihrem Publikum vertraute Elemente. Ein Bezug auf bereits Bekanntes, wiederkehrende Begriffe, ein gleichbleibendes Design und ein natürlicher Sprechstil erzeugen ein Gefühl von Sicherheit und Vertrautheit. Studien zeigen: Menschen nehmen Informationen positiver wahr, wenn sie ihnen bekannt beziehungsweise vertraut vorkommen.


Noch einige Tipps für Ihre Präsentationspraxis:

  • Platzieren Sie auf jedem Chart maximal eine zentrale Aussage.
  • Machen Sie gezielt Pausen, denn diese schaffen einen Denkraum und unterstreichen wichtige Aussagen.
  • Schalten Sie während Ihrer Präsentation, den Monitor aus, damit die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf Sie konzentriert ist.

Die genannten Psychologischen Prinzipien machen Präsentationen verständlicher und wirksamer. Sie helfen Ihnen, Inhalte so zu präsentieren, dass sie hängen bleiben und die Zuhörenden nicht überfordern. PowerPoint kann dabei ein hilfreiches Werkzeug sein – vorausgesetzt, dieses Tool wird gehirngerecht eingesetzt. Nutzen Sie die genannten psychologischen Erkenntnisse, um Ihre Botschaften klarer, nachhaltiger und überzeugender zu vermitteln und mehr Wirkung zu erzielen.


Zur Autorin:

Zur Autorin:

Sabine Prohaska ist Inhaberin des Beratungsunternehmens seminar consult prohaska, Wien. Die Wirtschaftspsychologin und Autorin mehrerer Fachbücher unterstützt Unternehmen unter anderem beim Entwickeln einer neuen Lernkultur und Kultur der Zusammenarbeit in ihrer Organisation.

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