Weiterbildung ist Wunsch und Herausforderung
Eine aktuelle Umfrage von "Die Wirtschaft" zeigt: Kleine und mittlere Unternehmen erkennen den Wert von Weiterbildung – kämpfen aber mit Zeitmangel, Priorisierung und der Wahl des richtigen Formats. Besonders gefragt: Know-how zu Digitalisierung und KI.

Weiterbildung bleibt ein Drahtseilakt zwischen Ambition und Realität. Zwar geben viele Befragte an, sich grundsätzlich weiterzubilden – doch ein großer Teil meint, es könnte mehr sein. Andere räumen offen ein, schlicht keine Zeit dafür zu finden. Nur eine Minderheit fühlt sich ausreichend fortgebildet, während einzelne Stimmen die Relevanz von Weiterbildung sogar ganz infrage stellen.
„Das ist ein gefährlicher Trugschluss. Gerade in Zeiten rasanter technologischer, gesellschaftlicher und ökologischer Veränderungen müssen Weiterbildungsmaßnahmen integraler Bestandteil jeder Unternehmensstrategie sein – nicht Kür, sondern Pflicht. Wer hier zuwartet, riskiert nicht nur Wettbewerbsnachteile, sondern mittelfristig auch den Verlust an Innovationskraft und Mitarbeiterbindung.“ Bodo Schlegelmilch, Dekan der WU Executive Academy
Kompetenzen für die Zukunft
Laut unserer Umfrage dominiert der Wunsch nach Know-how in Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz. Dahinter folgen Führung, Management sowie Strategie- und Geschäftsmodellentwicklung. Auch IT-Sicherheit, Datenschutz, Kommunikation, Nachhaltigkeit und ESG werden häufig genannt.
In den offenen Antworten zeigt sich die ganze Bandbreite der Zukunftskompetenzen. Begriffe wie „strategic foresight“, „Change Management“, „Burn-out-Prävention“ oder „technisches und rechtliches Wissen“ machen deutlich: Zukunftsfähigkeit verlangt heute mehr als Fachwissen – sie erfordert auch Führungsstärke, soziale Kompetenz und die Fähigkeit, komplexe Entwicklungen frühzeitig zu erkennen.

Investitionen mit Potenzial
Viele Befragte wollen ihre bisherigen Ausgaben für Weiterbildung beibehalten, ein nicht unbeträchtlicher Teil plant sogar mehr zu investieren. Zugleich gibt es Stimmen, die künftig sparen oder keine Weiterbildung planen. Die strategische Verankerung des Themas scheint somit von Betrieb zu Betrieb stark zu variieren. Gefragt sind hybride Angebote und Präsenzformate – dicht gefolgt von Intensivkursen, Online-Seminaren und individuellen Trainings. Die Tendenz zeigt klar: Flexibilität und Praxisnähe schlagen Langfristigkeit und Theorie.
Vertrauen als Bildungswährung
Wer sich weiterbildet, will auf Qualität setzen. Besonders großes Vertrauen genießen klassische Bildungseinrichtungen wie Universitäten, Fachhochschulen und universitätsnahe Institute – sie stehen für wissenschaftliche Tiefe. Ebenso gefragt sind branchenspezifische Anbieter, etwa Interessenverbände oder Standesvertretungen, sowie bekannte Institute wie WIFI und BFI.
„Für viele Führungskräfte ist entscheidend, ob ein Bildungsangebot nicht nur relevant, sondern auch unmittelbar anwendbar ist. Deshalb gewinnen Anbieter, die akademische Qualität mit praktischer Erfahrung und Branchenbezug verbinden, zunehmend an Bedeutung. Weiterbildung ist heute ein zentrales Steuerungsinstrument – für Kultur, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit.“ Bodo Schlegelmilch, Dekan der WU Executive Academy
Unsere Umfrage zeigt: Die Bereitschaft zur Weiterbildung ist vorhanden – sie wird aber von Zeitmangel, Kosten und Unsicherheit bei der Auswahl ausgebremst. KMU brauchen flexible, praxisnahe Formate und vertrauenswürdige Anbieter. Letztlich ist Weiterbildung nicht nur eine individuelle, sondern eine unternehmerische Führungsaufgabe – gerade in Zeiten permanenter Veränderung.