Familienunternehmen werden für die europäische Wirtschaft immer wichtiger
Familienunternehmen sind weltweit auf dem Vormarsch – auch in Europa. Wie eine aktuelle Analyse von Deloitte verdeutlicht, steigt nicht nur die Anzahl familiengeführter Betriebe, sondern auch deren Umsatz. Damit der Erfolg nicht abreißt, setzen die meisten Unternehmerfamilien derzeit vor allem auf Investitionen in neue Technologien sowie Neustrukturierung der Eigentümerverhältnisse.
Mit dem Family Business Report gibt das Beratungsunternehmen Deloitte einen Einblick in die aktuellen Entwicklungen rund um familiengeführte Unternehmen. Neben einer globalen Befragung unter mehr als 1.500 Verantwortlichen wurden dafür auch eine detaillierte Analyse von über 200.000 Unternehmen sowie qualitative Interviews mit Top-CEOs durchgeführt. Dabei zeigt sich: Allen wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten zum Trotz sind Familienunternehmen stark auf dem Vormarsch. 22 Prozent aller großen Unternehmen weltweit sind mittlerweile familiengeführt. Konkret sind das mehr als 18.000 Betriebe.
„Das sind beachtliche Zahlen, die sich auch auf Europa übertragen lassen: Über 4.000 der europäischen Unternehmen sind familiengeführt, bis 2030 wird die Zahl auf mehr als 4.500 ansteigen. Das zeigt, welch wichtige Rolle sie mittlerweile in der globalen und europäischen Wirtschaft spielen“, analysiert Gottfried Spitzer, Partner bei Deloitte Österreich und Leader Deloitte Private.

Auf der Überholspur
Die starke Position der Familienunternehmen zeigt sich auch beim Umsatzvolumen: 19 Prozent des Gesamtumsatzes der weltweiten Wirtschaft wird von Familienunternehmen generiert. In Europa dürfte der Jahresumsatz bis 2030 im Vergleich zu 2020 zudem um knapp 60 Prozent steigen. „Der Erfolgskurs der familiengeführten Betriebe ist auch hierzulande spürbar. Das ist sehr erfreulich, denn Familienunternehmen zeichnen sich vor allem durch ihre Resilienz und Langlebigkeit aus, schaffen sichere Arbeitsplätze und gelten als wichtige Treiber für Innovation. Damit sind sie das Rückgrat einer europäischen Wirtschaft, die aktuell ohnedies mit vielen Herausforderungen kämpfen muss“, weiß Gottfried Spitzer.
AI als wichtige Wachstumsstrategie
Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, setzen die Familienunternehmen derzeit vor allem auf die konkrete Nutzung neuer Technologien wie beispielsweise Artificial Intelligence (AI). Laut Studie erhöhten in den vergangenen Monaten 40 Prozent der Unternehmen ihre Investitionen in diesem Bereich.
„Neue Technologien eröffnen enorme Chancen für die weltweite Wirtschaft, das haben die Familienunternehmen bereits erkannt. Bereits jetzt wird beispielsweise AI in den unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt – vom Lieferkettenmanagement über Marketingprozesse bis hin zu Personalagenden. Die Unternehmen erhoffen sich davon vor allem Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen“, weiß Gottfried Spitzer.
Fokus auf externe Investitionen
Trotz vieler Erfolge haben auch die Familienunternehmen mit den aktuellen Herausforderungen zu kämpfen. Durch die Pensionierungswelle der Babyboomer etwa steht für viele derzeit die Vermögensübertragung an. Im Zuge dieser kommt es zu einer Umstrukturierung der Eigentümerverhältnisse, wobei über ein Viertel der Familienunternehmen (26 %) dabei auf den Verkauf des Unternehmens an Dritte und Private Equity setzt.
„Die Frage der Unternehmensnachfolge beschäftigt derzeit sehr viele Familienunternehmen – und nicht alle setzen dabei ausschließlich auf die eigenen Familienmitglieder. Gerade um neue Perspektiven zu erhalten, streben 19 Prozent eine Erhöhung des Anteils von familienexternem Management an, 12 Prozent planen sogar einen Börsengang“, erklärt Gottfried Spitzer abschließend.



