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Bars verbannen Plastikhalme
Ein gleichwertiger Ersatz für den simplen Trinkhalm ist gar nicht so einfach zu finden – aber höchst notwendig. 1,3 Milliarden Stück pro Jahr trägt allein Österreich zum Plastikmüll bei
Welcher Trinkhalm ersetzt mir Plastik?
Die Tage des Trinkhalms aus Plastik sind gezählt. Alternative Materialien gibt es aktuell einige. Die ÖGZ stellte zusammen, welche Schwächen es gibt und wo die Kosten liegen (Einzelstück-Preise ausgewählter Hersteller, da natürlich von der Bestellmenge abhängig!).
Bambus hat eine zur Bar passende „exotische“ Optik, starke
Widerstandsfähigkeit und wächst auch nach, gereinigt wird
mit Bürstchen. 1,50 Euro bei https://bambusstrohhalme.com
Frucht-Trester steht hinter den Halmen von „Wisefood“, der
Apfelgeschmack passt nicht zu allen Getränken, die Haltbarkeit
beträgt ein Jahr.
0,34 Euro bei https://wisefood.de
Glas fungiert nebenbei als „Stirrer“ im Cocktail-Glas, Bedenken
wegen Verletzungen sind unbegründet, manche Gäste haben sie aber. Reinigung ist aufwendiger (z. B. mit eigener Bürste)!
0,95 Euro bei www.halm.co/de
Metall hat ebenfalls die „Nebenfunktion“ als Stirrer, das kalte Mundgefühl mag allerdings für Gäste gewöhnungsbedürftig sein.
2,39 Euro bei www.cocktailian.de
Papier stammt aus nachwachsendem Rohstoff, eignet sich allerdings nicht für Heißgetränke, auch die durchfeuchtete Oberfläche gefällt nicht allen.
0,24 Euro bei www.pureandgreen.at
Pflanzenstärke sorgt für gewohnte Halm-Optik, allerdings sollte der Drink nicht mehr als 30 Grad haben – für die Ganzjahres-
Gastronomie also schwierig.
0,08 Euro bei www.bio-strohhalme.com
Stroh gab der Kategorie den Namen, hat etwas Archaisches und wächst nach. Die geringe Halmstärke ist einer der Nachteile des
Materials.
0,06 Euro bei www.bio-strohhalme.com
Die gute Nachricht zuerst: Viele Bars warteten nicht auf die geplante EU-Anordnung, um Einweggeschirr und Trinkhalme aus Plastik zu verbieten. „Wir verwenden seit langem Metall-Halme“, meint etwa Lukas Hochmuth aus der „D-Bar“ des Wiener Ritz-Carlton. Sie stellen die teuerste, aber auch haltbarste Alternative zum verpönten Plastik dar. Gäste-Beschwerden gäbe es übrigens keine, so Hochmuth. Warum auch? Die Metallröhrchen sind spülmaschinenfest, bruchsicher und optisch ansprechend – zudem ersetzen sie Rührstäbchen („Stirrer“) im Cocktail.
Dass der Markt für Plastik-Alternativen in den letzten Jahren „anspringt“, bestätigt eine der bekanntesten Anbieterinnen. Jana Gessert drehte das Rad der Zeit zurück und bietet Trinkhalme an, die tatsächlich aus Stroh sind. Von Bayern aus bedient die „BIO Strohhalme GmbH“ selbst den enorm wachsenden Markt in Asien. Gessert: „Original Naturstrohhalme sind weiterhin begehrt, doch in der Gastronomie geht der Trend mehr zu den Papiertrinkhalmen und zur neuesten Entwicklung, den ,Bio-POT-Halmen‘.“ Letztere bestehen aus Kartoffelstärke, Kalzium und Magnesium.
Individuelle Ersatzlösungen
Die biologisch abbaubaren Bio-Halme gibt es auch in Schwarz und mit einem größeren Durchmesser bis zu acht Millimetern. Damit bieten sie eine Lösung für eine Problematik des natürlichen Materials Roggen-Stroh an, das auch Bar-Chef Bert Jachmann („heuer“, Wien, Karlsplatz) anspricht: „Der Durchmesser ist mitunter zu klein für manche Drinks. Wir sind aber im Kontakt mit einem burgenländischen Produzenten, der eine eigene Getreidesorte anbaut, die stärkere Halme bildet.“
Starke Halme
In Tirol, seit jeher sensibel für den Umgang mit Ressourcen, hat Andreas Hotter nach eigenen Angaben „alles ausprobiert“ in seiner Bar im Hotel „Englhof“ (Zell am Ziller). Für ihn ist die beste Variante „Bio-POT“, allerdings eignen sich die stärkehaltigen Halme wieder nur bedingt für Heißgetränke. Und auch sein Kollege Damir Bušić hat gleich beim Start seiner Innsbrucker Bar „Liquid Diary“ Plastik verbannt. „Wir halten Glas für die beste Lösung“, so der Tiroler, der mit einem zweigeteilten Spüldurchgang auch den Glanz der Halme erhält. „Seit sieben Monaten verwenden wir Glashalme, und auch das nur bei Drinks mit Crushed
Ice oder Obers“, hat auch Sigrid Schot von der „Hammond“ im zweiten Wiener Bezirk das transparente Material liebgewonnen.
Die gläsernen Trinkhalme seien „anfangs zwar eine Investition, aber sie kommen gut an und werden auch kaum gestohlen“. Schot hat allgemein auf umweltfreundliche Produkte umgestellt. Die Drink-Servietten wurde etwa durch Naturkork-Untersetzer ersetzt. Selbst bei externen Veranstaltungen kommen Teller aus Zuckerrohr oder Palmblatt und Holzbestecke zum Einsatz. Schließlich sollte ein Ort, an dem die Gäste so oft über die Welt philosophieren, auch zu ihrer Rettung etwas beitragen.
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